
Heilige für alle Lebenslagen
Heute, am 17. März, wird in der katholischen Kirche an eine Heilige erinnert, die nicht mehr sehr bekannt ist. Über Jahrhunderte aber war sie eine der beliebtesten Heiligengestalten überhaupt.
Es handelt sich um die heilige Gertrud von Nivelles. Sie hat im 7. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Belgien gelebt, stammte aus hohem Adel und hat mehrere Jahre das Kloster Nivelles in der Nähe von Brüssel geleitet.
Die Patronin der Pilger
Dass sie so beliebt war, zeigt sich auch daran: Sie war Patronin für ganz verschiedene Anliegen und wurde in vielfältigen Notlagen angerufen. Gertrud von Nivelles gilt als Patronin der Pilger und Reisenden, der Armen und Witwen, der Gärtner sowie der Spinnerinnen. Und Gertrud wurde angerufen bei Mäuseplagen.
Heilige sind sozusagen für spezielle Menschengruppen und bestimmte Anliegen zuständig – dahinter steht die Vorstellung: Sie mögen in diesen menschlichen Nöten Fürsprecher bei Gott sein und seine Hilfe in diesen Notlagen erbitten. Meist gibt es Verbindungen zum Leben der Heiligen oder zu einer Geschichte über sie: Die heilige Getrud soll immer bereitwillig Reisende und Pilger in ihrem Kloster aufgenommen haben.
Gedenktag der Heiligen Gertrud
Und wie vielen anderen Heiligen lag ihr das Wohl von Benachteiligten am Herzen, von Armen, Witwen, Gefangenen. Bei der heiligen Gertrud sind aber es nicht nur Berichte über ihr Leben, die eine Rolle spielen, sondern auch ihr Gedenktag, der 17. März. Mit diesem Datum ist der Beginn der Feld- und Gartenarbeit nach dem Winter verbunden.
Eine Bauernregel sagt: „Wer an Gertraud nicht in den Garten geht, im Sommer vor leeren Beeten steht“. Und schließlich: Eine Legende berichtet, dass sie einmal durch ihr Gebet eine furchtbare Mäuseplage abgewendet hat – und so die Ernte gerettet hat. Daher wird sie auch oft zusammen mit einer Maus dargestellt.
Heute nicht mehr ganz aktuell
Heute kommt das vielen eher fremd vor: dass man eine Heilige anruft, damit sie den Garten oder die Feldfrüchte gedeihen lässt oder die Mäuse vertreibt. Oder dass man glaubt: ein Heiliger könnte in bestimmten Anliegen bei Gott Fürsprache einlegen. Solche Vorstellungen waren Menschen in der Vergangenheit sicherlich näher als heute.
Wahrscheinlich auch deswegen, weil sich Menschen früher ihrem Schicksal viel mehr ausgeliefert fühlten. Ohne medizinische Versorgung, Wettervorhersage oder soziale Sicherungssysteme lag es nahe, auf machtvolle Helferinnen und Helfer im Himmel zu hoffen.
Alle menschlichen Nöte haben einen Platz vor Gott
Vor allem aber spricht daraus das große Vertrauen: Alle menschlichen Nöte haben einen Platz vor Gott, kein Anliegen ist zu klein oder zu menschlich, um es vor Gott zu bringen – ganz so wie es in der Bibel heißt: „Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch!“ (1 Petr. 5,7).
Und ehrlich gesagt, finde ich diesen Gedanken auch heute noch schön: Ich darf meine ganz konkreten Sorgen und Nöte auf Gott werfen. Die der großen Welt und die meiner eigenen, persönlichen Welt. Ich darf vertrauen: meine Bitten gelangen irgendwie zu Gott, vielleicht ja auch über die Vermittlung der Heiligen – und Gott hört diese Sorgen und kümmert sich darum!
Das tröstet mich auch heute. Auch daran erinnert mich eine Heilige wie Gertrud von Nivelles an ihrem heutigen Gedenktag.