
Die Missionarin Priska
Priska ist eine Frau in der Bibel, die nicht ganz so bekannt ist wie andere, etwa Rut, Ester oder Judit, nach denen in der Bibel ganze Bücher heißen: Priska ist ihr griechischer Name, lateinisch heißt sie Priskilla. Sie ist nicht an vielen Stellen erwähnt, gehört aber zu den wichtigsten Menschen in den ersten christlichen Gemeinden.
Priska und Aquila werden vertrieben
Gemeinsam mit ihrem Mann Aquila gehörte Priska zur Synagoge in Rom. Sie war in den 40er Jahren eine der ersten jüdischen Christusglaubenden der Stadt. Aus diesem Grund ist Priska zusammen mit ihrem Mann nach dem Edikt des Kaisers Claudius 49 n. Chr. aus der Stadt vertrieben worden. Als Flüchtlinge kamen sie nach Korinth. Als Paulus dort ankam, hat er sie bereits angetroffen.
Priska, Aquila und Paulus teilen einen Beruf
Für Paulus war das ein Glücksfall, denn das Ehepaar hatte den gleichen Beruf wie er: „Zeltmacher“ oder „Gerber“. Sie stellten Segeltuch her, das in Basaren und Terrassen als Sonnenschutz oder auch im Theater für das Bühnenbild gebraucht wurde. Ihren Beruf übte Priska gemeinsam mit ihrem Mann aus.
Die Säure, die bei der Gerberei verwendet wurde, stank, deshalb war der Beruf nicht besonders beliebt. „Weh der Frau, die einen Gerber heiratet, glücklich dagegen die Frau, die einen Parfumeriebesitzer heiratet“ heißt es in einem rabbinischen Wort. Aber der Vorteil ihres Berufs war, dass sie ihn im gesamten Mittelmeerraum ausüben konnten.
Priska, Aquila und Paulus werden ein Team
Priska nahm Paulus zusammen mit ihrem Mann in ihren Betrieb auf und beherbergte ihn in ihrem Haus. Tag und Nacht arbeitete Paulus mit ihnen zusammen als ein Handwerkerteam. Priska war in der jüdischen Schrift und Überlieferung gebildet.
Paulus fand in ihr und in ihrem Mann Gefährten, mit denen er Fragen seiner Verkündigung diskutieren konnte. Neben der Arbeit besprachen sie gemeinsam ihren neuen Glauben an Jesus als Messias. Ihr Haus wurde zu einem Ort der Kommunikation, der Gastfreundschaft und des gemeinsamen Feierns.
Mobile Hausgemeinde
Priska hatte mit ihrem Mann eine mobile Hausgemeinde, die mit Paulus mitzog. Zuerst in Korinth, dann nach eineinhalb Jahren über das Mittelmeer hinweg nach Ephesus, an der heutigen türkischen Westküste – Dabei erlitten sie vergleichbare Bedrängnisse, wie sie Flüchtlinge auch heute erfahren. Und dann schließlich auch in Rom: Offenbar konnte Priska mit ihrem Mann und anderen vertriebenen Christusglaubenden nach einiger Zeit wieder dorthin zurückkehren.
Priska in Paulus' Römerbrief
Im Römerbrief schreibt Paulus: „Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus […] und auch die Gemeinde in ihrem Haus“ (Röm 16,3–5). Paulus verbindet mit seinen Grüßen wohl die Hoffnung, dass Priska ihn mit ihrem Mann auch dort wieder beherbergen wird. Sie sollten ihn bei seinem Plan unterstützen, seine Mission bis nach Spanien auszuweiten.
Priska steht vor ihrem Mann Aquila
Wie im Römerbrief wird Priska auch an anderen Stellen vor ihrem Mann Aquila genannt. Das ist ungewöhnlich. Es erklärt sich nicht durch die Höflichkeitsregel Ladies first, sondern wohl dadurch, dass sie wichtiger war als ihr Mann. Der bedeutende Theologiegeschichtler Adolf Harnak hat deshalb von der „Missionarin Prisca und ihr(em) Gatte(n) Aquila“ gesprochen.
Weltfrauentag
Heute am 8. März ist der Weltfrauentag. Ein weltweiter Tag im Kampf für Gleichberechtigung. Wie gut, dass wir heute mehr über die Bedeutung von Frauen in den ersten christlichen Jahrzehnten entdeckt haben.
Wie gut auch, dass Frauen im christlichen Leben und theologischen Denken heute mehr Anerkennung erfahren. Das gibt Hoffnung, dass sie auch da, wo sie noch keinen Platz haben, etwa im katholischen Weiheamt, ihren Ort finden werden.