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Ihr Leut nennt diese Tage toll

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt
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Ihr Leut nennt diese Tage toll.
Mein Mund sagt, wovon mein Herz voll:
So’n Krapfn find’ ich zwar recht lecker.
Doch Fasching geht mir auf den Wecker.

Dieses Jahr, da doch das Lachen,
mir echt stecken bleibt im Rachen.
Ich brauch nur die Politik ansehn,
da wird mir das Lachen gleich vergehn.

Rechtsradikale, Milliardäre
weltweit sind am Drücker schwere
gegen Menschen und Natur.
Ja, gibt’s dagegen keine Kur?

Die Angst mir in den Beinen schlottert,
mei‘ Reim, die kommen auch nur noch gestottert
Angst und Trauer, trüb und trüber,
als Theologe schau ich mal zu Jesus rüber.

Da dreht doch der im Evangelium
den Spieß mal gerad‘ herum:
„Die, ausgerechnet, die jetzt trauern,
die sind ja gar nicht zu bedauern.“

Das Versprechen tut er machen:
„ihr werdet froh sein, werdet lachen.“
Da frag ich: Wie soll das denn gehn?
Die jetzt weinen, werden’s nicht verstehn!

Aber lachen werd’n, tut Jesus meinen,
nur die, die momentan noch weinen.
Die jetzt lachen, ihr werdt’s sehn,
den’n soll das Lachen noch vergehn.

Der Jesus, der scheints selbst zu wissen;
Angst und Traurigkeit musst er nicht missen.
Ach je, da muss man öfter sehn,
wie Tränen ihm im Auge stehn.

Zuerst er richtig weinen muss,
beim Tod von sei’m Freund Lazarus.
Sein Schwester Marta sagt: schon tot ist er.
Und Jesus rolln die Tränen sehr.

Und später er geweint dann hat:
Jerusalem, du arme Stadt!
Auf der Wang’ die Trän ihm brannte,
Taschentücher er nicht kannte.

Doch grad’ das Weinen ist ein Zeichen,
und das lässt meine Sorgen weichen.
Wenn Jesus selbst die Tränen kannte,
gewiss das Lachen nicht verbannte.

Die Bibel, das ist sicher klar,
kein Witzbuch ist sie, das ist wahr.
Man lacht auch nicht in Hohn und Spott,
über Menschen oder Gott.

Doch Trübsal bloß es auch nicht tut.
Eine Mischung wäre gut.
Helfen tuen mir die Griechen da,
so manches Weise findet sich dort ja.

Zuversichtlich heiter nannten sie
mit dem schönen Wort „Eutrapelie“
Die Bibel nennt dafür den Grund,
warum die Heiterkeit gesund.

Beim Lachen geht es doch darum:
Gottes Wort dreht unsre Welt herum.
Alle Ungerechtigkeit soll weichen;
wenn Gott gibt, tut es allen reichen.

Und, die die Sanftmut selber haben,
die tut im Land der Honig laben.
Nicht nur’nen Linseneintopf gibts für die,
die die Gerechtigkeit hier schauen nie.

Gottes Gerechtigkeit schon hier beginnt,
auch dann, wenn mancher denkt: „Ihr spinnt!“
Gott selber zeigt mir doch die Richtung:
Für unser Dunkel gibt es Lichtung.

Mit Tränen will ich bei den Armen stehn,
um zu helfen, dass die Not wohl kann vergehn.
Dabei mit heitrer Miene Zuversicht zu leben,
das kann auch mir `ne Perspektive geben.

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