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Frühlingsbeginn
Foto: Pixabay/shell_ghostcage

Frühlingsbeginn

Dr. Matthias Viertel
Ein Beitrag von Dr. Matthias Viertel, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Heute ist Frühlingsanfang. Ganz unabhängig vom Wetter haben die Meteorologen den 1. März als Beginn des Frühlings festgelegt. Das macht Sinn, denn so ergeben sich für jede Jahreszeit genau drei Monate. Also: Von heute bis zum 1. Juni ist Frühling. 

Der kalendarische Frühlingsbeginn

Mit den Gefühlen, die meistens damit verbunden werden, hat das nicht viel zu tun. Deshalb gibt es auch noch ein anderes Datum, den kalendarischen Beginn des Frühlings. Der kommt erst dann, wenn die Sonne auf ihrem Höhepunkt genau über dem Äquator steht. Dann ist auch die Natur schon ein bisschen weiter und man kann den Frühling sinnlich erfassen.

Neuanfang, Aufbruch und Wachstum - auch in der Politik

Aber darum allein geht es nicht. Der Frühlingsbeginn ist über alle Naturromantik hinausgehend Ausdruck des Neuanfangs. Er steht als Sinnbild für den Aufbruch und das Wachstum. Und das ist seit der Zeit der Aufklärung mit dem politischen Aufbruch verbunden. 

"Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte"

Als Eduard Mörike die bekannte Zeile dichtete „Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte“, dachte er wohl nicht nur an den Himmel. Immerhin war Mörike Pfarrer, da liegt es nahe den christlichen Symbolgehalt mitzudenken, dort ist blau die Farbe der Hoffnung. Als er 1829 das Gedicht schrieb, war der Begriff vom Völkerfrühling in aller Munde. Und gemeint war damit die Stimmung des revolutionären Aufbruchs.

Auch später diente der Frühlingsanfang immer wieder als Metapher für den politischen Aufbruch. Etwa bei der Rede vom arabischen Frühling, in der sich die Hoffnung ausdrückte, auch in der arabischen Welt möge sich die Demokratie durchsetzen.

Hoffnung auf Neuanfang in der christlichen Tradition

Frühlingsbeginn beschreibt nicht nur die Natur, sondern drückt die Hoffnung auf Neuanfang und Aufbruch aus. Das beschränkt sich nicht auf die politische Lage. Auch in der christlichen Tradition findet sich diese Stimmung. Das Wort Frühling kommt in der Bibel zwar nicht vor, kein Wunder, denn in Israel gibt ja nicht die vier Jahreszeiten, an die wir uns gewöhnt haben. Aber die mit dem Frühling verbundene Stimmung, die Hoffnung auf Neubeginn und Wachstum finden wir auch dort.

Das Gleichnis vom Feigenbaum

In einem, Gleichnis weist Jesus die Jünger genau darauf hin: „Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.“ (Lukas 21, 29) Auch das ist als symbolscher Ausdruck zu verstehen: „Der Sommer naht“, meint, es dauert nicht mehr lange, dann wird alles im Leben anders und ganz neu. Insofern ist es gewiss kein Zufall, wenn Ostern, das wichtigste Fest der Christen, immer am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert wird.

Ein wirklicher Aufbruch und Frühlingsbeginn

Heute beginnt der Frühling. Wie passend, dass dieser Tag in diesem Jahr mit der Wahl und den Vorbereitungen zu einem neuen Bundestag zusammentrifft. Ein wirklicher Aufbruch und Frühlingsbeginn.

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