
Die Hoffnung der Politiker
Welche Wünsche haben Sie für dieses Jahr? Das hat eine große Tageszeitung zu Jahresanfang Politiker gefragt. (FAZ 29.12.24) Zuversicht nannten die Vertreter aller Parteien auffallend häufig. Zuversichtliches Denken sei am wichtigsten, um die anstehenden Probleme meistern zu können.
Vielen Menschen fehlt es momentan an Hoffnung
Das ist bestimmt kein Zufall. Vielen Menschen fehlt es derzeit an Hoffnung, sie schauen mit Skepsis in die Zukunft, nicht wenige haben sogar Angst vor dem, wie sich Politik und Gesellschaft verändern. Deshalb stehen Hoffnung und Zuversicht bei so vielen Menschen auf dem Wunschzettel.
Glaube, Liebe, Hoffnung
Dass der Hoffnung eine große Bedeutung zugemessen wird, ist kein neues Phänomen. Schon der Apostel Paulus hat sie hervorgehoben. In seinem Brief an die Korinther schreibt er: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“ (1. Korinther 13,13). Diese Worte werden immer wieder gerne zitiert. Häufig bei Hochzeiten und anderen Familienfesten, um auszudrücken, was das Leben lebenswert macht. Aber ich denke, Paulus ging es dabei nicht nur um eine romantische Beschreibung der göttlichen Tugenden. Er zielte auf ein Ranking der vitalen Lebenskräfte, die sich in unterschiedlichen Lebensbereichen äußern.
Drei wichtige Lebensbereiche
Für diese abstrakten Größen mache ich drei Lebensbereiche fest: Für den Glauben haben wir die Kirchen mit ihren Einrichtungen; und Liebe erfahren wir in erster Linie in der Familie durch die Eltern, Kinder, und natürlich durch die Partner. Aber wo bleibt die Hoffnung? Dafür ist der Bereich der Politik maßgebend. Niemand erwartet von den Politikern, dass sie den Glauben vermitteln oder als Seelsorger auftreten. Auch die Liebe ist nicht die Dimension, die mir spontan einfällt, wenn ich an politische Programme denke. Aber die Hoffnung schon. Ich denke, es ist eine der vornehmsten Aufgaben der Regierung, den Menschen Hoffnung zu vermitteln.
Hoffnung ist unabdingbar
Am Ende zehren wir alle von diesen vitalen Kräften: Vom Glauben, von der Liebe und von der Hoffnung. Auch wenn die Liebe die größte unter ihnen ist, kann ich doch ohne Hoffnung nicht leben. Ich brauche die Zuversicht, dass Probleme gelöst und Kriege beendet werden. Ich brauche die Hoffnung, dass Lügen kurze Beine behalten und dass Unrecht bestraft wird. Dafür sind nicht nur, aber doch in herausragender Weise die Politiker zuständig, die wir gewählt haben. Ihre Glaubwürdigkeit hängt wesentlich davon ab, ob sie die Hoffnungen nicht enttäuschen.
Von dieser Hoffnung lasse ich mich nicht abbringen. So wie es schon Paulus im Römerbrief formuliert: „Trübsal bringt Geduld; Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung; Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden“. (Römer 5,3)