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Sich gegenseitig Vertrauen schenken
Bild: hartono subagio/Pixabay

Sich gegenseitig Vertrauen schenken

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Als ich vor einigen Jahren mit meinem Sohn auf dem Spielplatz war, überraschte er mich. Ich hatte ihn für einen Moment aus dem Blick verloren und konnte ihn weder auf den Spielgeräten noch im Sandkasten sehen.

„Hier oben bin ich, Papa!“, rief er mir freudig entgegen. Mein Sohn war auf einen Baum geklettert und winkte mir von oben voller Stolz zu. Er war in gewisser Hinsicht über sich selbst hinausgewachsen und hatte sein Ziel erreicht: Dort oben auf dem Baum wollte er immer schon einmal sitzen und den Blick von oben auf das Geschehen unten genießen.

Natürlich musste ich diesen Moment fotografisch festhalten. Aber dann musste der Abstieg noch gemeistert werden. Wie das auch manchmal im Leben ist: Aufsteigen kann manchmal leichter sein, als einen guten Abstieg hinzubekommen.

Mein Sohn bewegte sich in kleinen Schritten nach unten, aber den letzten Ast wollte er dann doch nicht verlassen. So breitete ich meine Arme weit aus und rief ihm entgegen: „Komm, du kannst springen. Ich fange dich auf!“

Sich fallen lassen braucht Vertrauen

Mit großen Augen sah mich mein Sohn an – ich nickte ihm mutmachend zu. Und dann sprang er los – direkt in meine Arme. Alles war gut gegangen. Für uns beide ein schöner Moment.

Was für ein Vertrauen drückt sich in diesem Beispiel aus. Ein Vater fängt seinen Sohn auf, weil der Sohn dem Vater vertraut. Das klingt vielleicht banal und wenig weltbewegend. Aber in diesem kurzen Moment zeigt sich genau das, was die Beziehung zwischen uns Menschen so entscheidend ausmacht: Sich gegenseitig Vertrauen schenken.

So ist auch mein Vertrauen zu Gott. Ich glaube, dass seine Hand mich hält, dass Gott mir Schutz und Beistand gewährt. Das ist mein Vertrauen in Gott – mein Gottvertrauen.

Wir fallen in die Hände Gottes

Im Psalm 91 heißt es so treffend: „Wer im Schutz des Höchsten wohnt und in seinem Schatten wohnt, der sagt zum Herrn: Du bist meine Zuflucht, mein Gott, dem ich vertraue.“

Darauf setze ich – und es verleiht mir Gelassenheit und eine innere Ruhe. So wie für mich das Vertrauen für meine Beziehung zu anderen Menschen von entscheidender Bedeutung ist, so ist dies auch mit meinem Vertrauen zu Gott.

Auch ich kann in seine Hände fallen, so wie es auf dem Spielplatz meinem Sohn ergangen ist. Zumal ich überzeugt bin: Egal, was in meinem Leben passiert und sich ereignet: Ich kann nie tiefer fallen als in die Hände Gottes.

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