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Nutzen - und daran freuen
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Nutzen - und daran freuen

Stephan Krebs
Ein Beitrag von Stephan Krebs, Evangelischer Pfarrer, Langen
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Manche Dinge finde ich so schön, dass ich sie nicht hergeben will. Zum Beispiel: Büroklammern. Eigentlich ein Massenartikel zum Verbrauchen, nicht wertvoll.

Manche Dinge werden besondere Anlässe aufgehoben

Aber diese Büroklammern sind nicht wie die normalen. Ein Geschenk. Sie glänzen golden. Sie sind rund und elegant. Viel zu schön um sie zu verbrauchen, dachte ich. Ich hatte ja noch andere, normale. Die wollte ich zuerst benutzen. So verbrachten die goldenen Büroklammern viele Jahre im Dunkel meines Schreibtisches. Dann stieß ich wieder auf sie und fragte mich: „Bis wann willst du sie aufheben? Oder für wen? Willst du sie etwa vererben?

Mir fiel dabei auf: Es gibt noch weit mehr Dinge, an denen ich hänge

Also griff ich zu und benutzte eine. Und noch eine. Die, die sie bekamen, staunten – und freuten sich. Und ich mich mit ihnen. So kamen die edlen Büroklammern doch noch zu ihrer Bestimmung. Mir fiel dabei auf: Es gibt noch weit mehr Dinge, an denen ich hänge. Dazu gehört eine Flasche Wein von der ich weiß, dass sie besonders gut schmeckt. Also trinke ich sie nicht, damit ich sie noch lange habe. Und ein Pullover. Der gefällt mir besonders gut. Deshalb lasse ich ihn im Schrank liegen, damit er schön bleibt.

Warum hänge ich so an den Dingen?

Schlau ist das nicht. Denn über alles geht die Zeit hinweg. Der Wein wird nach einigen Jahren schal. Der Pullover wirkt irgendwann veraltet. Ihre gute Zeit ist jetzt. Warum hänge ich so an den Dingen? Ich habe …, nein, ich hatte wohl die Sorge: Wenn ich das nutze und verbrauche, dann ist es weg. Und vielleicht kommt nichts Gutes mehr nach. Aber das stimmt ja nicht.  Die Winzer bringen in jedem Jahr gute Weine hervor. Clevere Designer kreieren für jede Saison schöne Pullover. Es kommt also immer neues nach. Mit dieser Erfahrung könnte ich mich begnügen.

Esst es heute, hebt es nicht auf!

Aber ich will es noch genauer wissen: Warum hänge ich so an den Dingen? Mein Glaube sagt mir doch: Sorge dich nicht! Gott sorgt für dich. Seine Schöpfung ist aktiv. Sie bringt alles hervor, was du zum Leben brauchst. Das hat schon das Volk Israel erlebt,  berichtet die Bibel (2. Mose, 16). Als es durch die Wüste zieht, sorgt Gott für die Menschen. Gott lässt Brot vom Himmel fallen. Das können die Israeliten essen, sie nennen es Manna. Ausdrücklich heißt es dazu: „Esst es heute, hebt es nicht auf!“ Aber das befolgen nicht alle. Viele heben etwas auf. Doch das Manna wird schlecht. Man kann es nicht aufbewahren. Man kann es nur jetzt genießen und darauf vertrauen, dass Gott zur rechten Zeit neues geben wird. Und das geschieht auch.

Wenn man etwas nutzt, macht es Freude

Diese Geschichte zu erinnern, hat mir gutgetan. Manches kann man eben nicht aufbewahren. Es ist dann gut, wenn man es nutzt. Dann macht es Freude - anderen und einem selbst. Seitdem verwende ich mit leichterem Herzen das, was mir besonders gut gefällt. Und ich freue mich daran. Denn dafür ist es geschaffen.

Auch Gefühle, Wünsche und Hoffnungen wollen jetzt gelebt werden

Inzwischen scheint mir: Das gilt nicht nur für viele Dinge. Das gilt auch für mich selbst. Für meine Gefühle, für meine Wünsche, für meine Hoffnungen. Nicht zurückhalten, nicht aufbewahren. Denn ihre gute Zeit ist jetzt. Jetzt wollen sie gelebt werden.

 

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