
Vier Stunden Notre Dame
Vor vier Wochen hatte ich ein fantastisches Wochenende: in Paris! Ich wollte dort unbedingt mal wieder hin – vor allem wegen der neu eröffneten Kathedrale von Notre-Dame. Nach dem schrecklichen Brand 2019 war die berühmte Kirche ja Anfang Dezember wiedereröffnet worden. Und dann war ich tatsächlich drin in diesem faszinierenden Raum. Gleich am Freitagnachmittag bin ich unverhofft reingekommen – und dann, mit Online-Ticket, noch mal am Sonntagnachmittag.
Notre Dame erstrahlt in neuem Glanz
Ich hab die Kirche betreten – und es hat mir fast die Tränen in die Augen getrieben. Die Wände waren so hell, die Fenster haben so unglaublich geleuchtet. Es hat mich wirklich gepackt. Ich muss dazu sagen: Ich hab vor über dreißig Jahren in Paris Theologie studiert, fast ein Jahr lang hab ich in der Stadt gelebt, und die Kathedrale von Notre-Dame fand ich damals schon großartig. Aber jetzt, nach dieser Renovierung, hat sie noch viel stärker als früher gestrahlt und gewirkt.
Viel Kraft wurde investiert
Vielleicht hat mich auch gerührt, dass so viele Menschen diese Kathedrale in den letzten fünf Jahren wiederaufgebaut haben, mit ihrem Können und ihrer Kraft. Ich hatte mir in der Mediathek Dokumentationen von ARTE dazu angesehen. Da wurde gezeigt, wie Eichen gefällt und nach alten Methoden behauen wurden für den originalgetreuen Dachstuhl. Und Mörtel wurde angerührt und verarbeitet wie im Mittelalter für das steinerne Gewölbe.
Es war eine ungeheure Kraftanstrengung, die Kathedrale in so kurzer Zeit so fantastisch wiederaufzubauen. Und natürlich war es auch schon damals im Mittelalter eine fantastische Leistung, solch ein Bauwerk überhaupt entstehen zu lassen. Das ist mir durch den Kopf gegangen, als ich in Notre-Dame stand.
Menschen, die in dieser Kirche Gott gespürt haben
Aber mir ist auch bewusst geworden: Wie viele Menschen haben dort in Notre-Dame wie ich gestanden und gebetet! Allein schon in den Wochen seit der Wiedereröffnung, 10 bis 15.000 Menschen täglich betreten die Kathedrale. Und wie viele Millionen waren es in all den Jahrhunderten davor! Millionen Menschen, die in dieser Kirche etwas von Gott gespürt haben. Die ihr Glück und ihre Sorgen vor Gott gebracht haben. Kerzen angezündet haben. Gottesdienst miteinander gefeiert haben.
Einfach wunderbar
Auch ich war nicht nur zum Besichtigen in Notre-Dame. Ich bin am Sonntagnachmittag erst zur Vesper und dann auch noch zur Abendmesse geblieben. Über vier Stunden hat es mich in der Kathedrale gehalten, ich wollte gar nicht mehr raus! Und in den Gottesdiensten hat sich der Raum noch mal ganz anders erschlossen. Es war wunderbar, auch die Orgel zu hören, Gebete und Gesänge zu hören und selbst mit zu beten und zu singen.
Ich hab gespürt: Das ist die eigentliche Funktion dieses Raums. Gebet und Gesang. Dafür ist er gebaut. Ich bin nach diesen vier Stunden Notre-Dame beseelt und gestärkt wieder nach draußen gegangen. Und immer noch, nach vier Wochen, zehre ich von diesem Besuch in der Kathedrale. Ich danke Gott für solche Orte. Orte, an denen ich etwas spüren kann von der Weite, dem Licht und der Liebe Gottes.