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Pfingsten im Februar
Bild: Gerd_Altmann_pixabay

Pfingsten im Februar

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Heute muss ich – Anfang Februar – an Pfingsten denken. Ja, ich weiß, bis Pfingsten ist noch lange hin, dieses Jahr ist es erst im Juni. Aber ich muss trotzdem schon jetzt ein Pfingstlied vor mich hinsummen. „Veni, creator Spiritus“ heißt es, „Komm, Schöpfer Geist“. 

Der erste Lehrer Germaniens

Es stammt vom heiligen Rabanus Maurus. Und der hat heute, am 4. Februar, seinen Gedenktag. Im 9. Jahrhundert hat er gelebt – übrigens hier in unserer Region, zwanzig Jahre lang war er Abt in Fulda, dann wurde er Erzbischof von Mainz. Er war ein unglaublich gebildeter und kreativer Mann. „Erster Lehrer Germaniens“ wird er auch genannt. Etliche dicke Bände Literatur hat er hinterlassen, wissenschaftliche Lehrbücher und Bibelkommentare, aber auch eben Gedichte und Hymnen.

Eine Hymne von Rabanus Maurus

Einer dieser Hymnen ist dieses Pfingstlied: „Komm, Schöpfer Geist!“ Ich finde es nicht nur wunderschön, weil mich die alte gregorianische Melodie fasziniert. Viele Komponisten haben sie in den über tausend Jahren aufgegriffen, von Orlando di Lasso bis Carl Orff. Ich mag auch seinen Text sehr, den Text des heiligen Rabanus Maurus.

Er wendet sich direkt an den Heiligen Geist

Er wendet sich direkt an den Heiligen Geist – und das gibt es gar nicht so oft, meistens werden Gebete an Gott-Vater oder Jesus Christus gerichtet. Hier in dem Pfingsthymnus wird der Heilige Geist direkt angeredet. Und zwar als Gottes Kraft, die alles Leben erschaffen hat – und die auch heute noch wirken will. Diese Geistkraft Gottes wird angerufen, um den einzelnen Menschen zu erfüllen und die ganze Welt zum Guten zu verändern. Vieles aus diesem alten Lied des Rabanus Maurus find ich ziemlich aktuell und kann es heute noch so beten.

Gottes Geist will nah bei den Menschen sein

Die erste Strophe hat neun Jahrhunderte später Johann Wolfgang von Goethe so übersetzt: „Komm, Heiliger Geist, du Schaffender, komm, deine Seelen suche heim; mit Gnadenfülle segne sie, die Brust, die du erschaffen hast.“ Gottes Schöpfergeist bleibt nicht irgendwo im Himmel und ist weit weg. Die heilige Geistkraft will in die Menschen, in ihre Seele hineinkommen und machtvoll in ihnen wirken. Sie trösten, sie mit Licht und Liebe erfüllen.

Ich bin sicher: Die göttliche Kraft wirkt so auch nicht nur in frommen Seelen. Die Bibel erzählt: Der Geist weht und wirkt, wo er will. Diese Kraft Gottes kommt auch auf so genannte „Heiden“ herab, wird erzählt (vgl. Apostelgeschichte 10,45). Gottes guter Schöpfergeist will alle Menschen zum Guten antreiben.

Der Heilige Geist ist ein verbündeter Helfer gegen das Böse

Und was mir aus diesem Lied aus dem 9. Jahrhundert aktuell besonders durch den Kopf geht: Gottes Geist wird auch angerufen gegen das Böse. Im katholischen Gesangbuch wird das so übersetzt: „Die Macht des Bösen banne weit, schenk deinen Frieden allezeit.“ Für mich ist der Heilige Geist ein Verbündeter und Helfer gegen finstere Mächte auch in unserer Zeit. Gegen die Mächte, die Angst und Schrecken verbreiten gerade unter den Schwachen und Benachteiligten dieser Welt, den Flüchtlingen und Minderheiten. Mächte, die Hass und Spaltung säen.

Mit dem Pfingsthymnus des heiligen Rabanus Maurus will ich mein Gebet erheben gegen solche bösen Mächte. Und darum bitten: Die heilige Geistkraft möge auch in diesen Februartagen das Gute in jedem Menschen stärken. „Komm, Schöpfer Geist, der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft!“

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