
Alfred Delp
Wir werden schuldig, „weil wir in einer bestimmten Zeit und geschichtlichen Stunde leben und geschehen lassen, was geschieht“ (Alfred Delp, Mit gefesselten Händen, S. 162).
Jahrestag der Alfred Delp-Hinrichtung
Alfred Delp hat das geschrieben, der katholische Priester und Jesuit, im Gefängnis der Nationalsozialisten. Gestern vor achtzig Jahren, am 2. Februar 1945, hat man ihn hingerichtet, noch in den letzten Wochen der NS-Diktatur, Auschwitz war schon befreit.
Schuldig werden
Wir werden schuldig, „weil wir in einer bestimmten Zeit und geschichtlichen Stunde leben und geschehen lassen, was geschieht“. Der Satz beschäftigt mich. Man kann eben nicht nur schuldig werden durch das, was man tut, sondern auch durch das, was man nicht tut: indem man Dinge geschehen lässt, zulässt. Selbst nicht aktiv wird.
Sorgen um die politische Zukunft
Ich kenne viele Menschen, die sich gerade überlegen: Was kann ich tun, wie kann ich aktiv werden? Sie machen sich Sorgen um die Gesellschaft hierzulande oder auch in den USA jetzt unter Trump. Sie sind in Sorge wegen all der Hetze und des Hasses, der rechtspopulistischen Parolen und ausländerfeindlichen Sprüche, des Zuspruchs, den rechtsextreme Politiker gerade bekommen.
Wer weiß, wieviel Prozent sie in drei Wochen bei der Bundestagswahl erhalten werden. Viele erinnert das an die 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, an das Erstarken der Nationalsozialisten.
Aktiv werden: Es kommt auf jede und jeden an
Auch ich liege manchmal morgens im Bett und denke: Wie schrecklich ist diese Zeit gerade! Und fühl mich wie gelähmt. Aber wenn ich an den Satz von Alfred Delp denke, dann weiß ich auch: Ich will nicht passiv bleiben, ich will nicht „geschehen lassen, was geschieht“. Sondern nach meinen Möglichkeiten etwas tun. Natürlich sind die klein, und das kann auch mutlos machen: Was kann ich als Einzelne schon ausrichten? Andererseits: Ich glaube wirklich, dass es auf jede und jeden ankommt.
Auch ich werde aktiv
Ich hab mir jedenfalls vorgenommen: Ich will gerade in diesen Wochen vor der Bundestagswahl Zeit und Geld investieren, um - nach meinen kleinen Möglichkeiten – so etwas Großes zu tun wie: die Demokratie stärken. Ich werde zu einer Demo gehen und für Menschenrechte und Klimaschutz eintreten.
Ich hab schon einiges in den Wahlprogrammen der verschiedenen Parteien gelesen und spreche darüber mit Freunden und Familie. Und ich hab im Internet die ein oder andere Petition unterschrieben und etwas gespendet für Vereine, die sich für Demokratie stark machen. Eine Freundin von mir ist ganz aktiv in den sozialen Medien und postet und kommentiert dort. Auch davon will ich mich inspirieren lassen.
Alfred Delp als Vorbild
Natürlich ist es einfacher, nichts zu tun. Am Montagmorgen die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und zu sagen: Welt, lass mir meine Ruhe! Aber ich will nicht irgendwann aufwachen und denken: Hättest du besser mal. Ich will mich nicht schuldig fühlen. Sondern das Gefühl haben: Ich habe ein klein bisschen was getan. Menschen wie dieser Alfred Delp, die alles gegeben haben, sogar ihr Leben, sind mir da Vorbild und Ansporn.