
Gelebter Glaube: 75 Jahre Müttergenesungswerk
Den Namen Antonie Nopitsch kennt wahrscheinlich kaum jemand. Und doch ist das Leben dieser ambitionierten Frau wirklich interessant. Immerhin steht sie für eine wichtige Sache.
Antonie Nopitsch machte als einziges Mädchen ihr Abitur
Antonie Nopitsch wuchs in einem frommen evangelischen Elternhaus auf. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts, eine Zeit, in der Frauen in allen Bereichen benachteiligt waren. So durfte Antonie zwar das Realgymnasium besuchen, aber nur als Gast. Schließlich war sie das einzige Mädchen, das dort ein Abitur ablegte.
Ungewöhnliche Wahl des Studiums - Nationalökonomie
Auch die Wahl ihres Studiums war für damalige Verhältnisse ungewöhnlich: Nationalökonomie wollte sie studieren, eine reine Männerdomäne. Diese Entscheidung hatte einen Grund. Sie wollte unbedingt untersuchen, warum es arme Menschen gibt, was eine Gesellschaft dagegen tun kann, und wie die Wirtschaft organisiert werden muss, wenn sie tatsächlich dem Wohl aller Menschen dient.
Evangelisch sein hieß für sie, Ungerechtigkeit zu überwinden
Die Motivation dafür brachte sie aus dem Elternhaus mit und aus ihrem Glauben. Nun würde man christliche Frömmigkeit nicht automatisch mit einem Interesse für Ökonomie zusammenbringen. Aber für sie bedeutete evangelisch sein dies: kümmere dich um Kranke, hilf den Benachteiligten, arbeite daran, Ungerechtigkeit zu überwinden.
Gerade die Mütter litten unter der doppelten Belastung
Im Zuge dieser Arbeiten wurde ihr immer deutlicher, wie stark Frauen von Armut, Benachteiligung und Krankheit betroffen waren. Gerade die Mütter litten unter der doppelten Belastung: sie sollten den harten Arbeitsalltag bestehen und mussten außerdem rund um die Uhr für die Kinder da sein. In Notsituationen, etwa bei einer Krankheit, wurde es für die Mütter schwierig.
Organisation des Bayerischen Mütterdienst mit Kursen und Hilfen für Mütter vor Ort
Genau da wollte Antonie Nopitsch Abhilfe schaffen. Aber ihre Maßnahme sollte kein Einzelfall bleiben, sondern die Strukturen verändern. Aus dieser Idee organisierte sie den Bayerischen Mütterdienst mit Kursen und Hilfen für Mütter vor Ort.
Gründung des Müttergenesungswerkes vor 75 Jahren
Aber auch das war ihr noch nicht genug. Zusammen mit anderen Frauen gründete sie für ganz Deutschland das Müttergenesungswerk. Die Gründung war heute vor 75 Jahren.
Das Müttergenesungswerk gibt es noch immer, eine wichtige Initiative, bei der tatkräftige Hilfe geleistet wird, zugleich ging es um die Rechte der Frauen in der Gesellschaft.
Glaube, der Spuren hinterlässt
Und noch etwas anderes finde ich an Antonie Nopitsch wegweisend: Das alles war Ausdruck ihrer christlichen Identität. Die Pflicht Müttern zu helfen und die Rechte der Frauen leitete sie aus dem biblischen Schöpfungsbericht ab: Gott schuf Menschen nach seinem Bild als Mann und Frau. Ihren Glauben hat sie als Antrieb betrachtet, um die Welt zu verändern. Und noch in einem weiteren Detail war sie ausgesprochen modern: Ihre Hilfe sollte wirklich für alle Frauen da sein, deshalb war sie überkonfessionell organisiert. Mit gefällt solche Frömmigkeit, die mitten im Leben Spuren hinterlässt.