
Festhalten ist keine Lösung
Er war groß, sehr dick und klug. Der englische Schriftsteller Gilbert Chesterton (1874 - 1936) hat der Welt ein Geschenk gemacht, das viele gern haben: Den Pater Brown. Der katholische Priester, der in Kriminalfälle verwickelt wird, ohne es zu wollen. Er löst die Fälle aber nicht mit Hau-Drauf oder dem Fuchteln einer Pistole, sondern mit Köpfchen. Pater Brown denkt nach, bevor er redet. Und versetzt sich in die, die schuldig werden. Er kennt die Menschen, weil er sich selber kennt. Und sagt in einer Geschichte, in der es um Liebe und Leidenschaft geht, einen klugen Satz. Der beste Weg, etwas zu lieben, sagt er, ist:Sich klar machen, dass man es verlieren kann.
Man kann alles verlieren
Wir besitzen nämlich nichts. Was wir haben, ist uns geliehen für eine gewisse Zeit. Ich weiß, das sieht oft anders aus und fühlt sich anders an. Als gehöre uns alles, als besäßen wir Dinge und könnten damit tun und lassen, was wir wollen. Aber so, wie es aussieht, ist es nie. In Wahrheit gehört uns nichts. Was heute sicher erscheint, kann morgen verloren sein. Was heute wie ewig aussieht, kann in ein paar Wochen flüchtig werden. Festhalten ist keine Lösung. Dann verkrampfen nur Finger und Seele. Man muss einfach wissen, ganz tief im Herzen, dass uns Geld und Häuser, Gesundheit und andere Menschen nur geliehen sind; man all das verlieren kann. Und es deswegen lieben soll, sagt der kluge Pater Brown.
Das Leben anders anschauen
Ich sehe alles anders an, wenn ich weiß, dass ich es verlieren kann. Ich sehe Kinder und Enkel anders an, meinen Besitz, meine Gesundheit. Ich habe dann einen fühlenden Blick. Sehe es liebevoller. Alles ist zerbrechlich, manchmal flüchtig. Nichts ist für immer. Und hatte man gerade noch gedacht: So wird es bleiben - hat man sich wieder geirrt, und Dinge und Menschen verändern sich. Dann lieber das Leben anders anschauen und anders empfinden: behutsam, mitfühlend, nicht so selbstgewiss. Immer darauf eingestellt sein, dass man auch das Sicherste verlieren kann. Liebe weiß ums Verlieren. Und weiß auch, dass Gott uns trotzdem fest an seiner Hand hält.