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Wenn alles glänzt
Bild: Sanna/Pixabay

Wenn alles glänzt

Rebecca Dechant
Ein Beitrag von Rebecca Dechant, Katholische Gemeindereferentin in der Pfarrei Lioba
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"Mama, schau mal! Wow, da hat Jesus aber toll die Farben an den Himmel gezaubert. Die Sonne hat sich heute was richtig Schönes angezogen.“

Und meine Tochter hatte recht: An diesem Wintermorgen leuchtete der Morgenhimmel wunderschön. Draußen war es eiskalt, doch die Sonne strahlte in den schönsten Gelb- und Orangetönen und zeigte, was sie kann, welche Kraft sie hat. Ein perfekter Wintermorgen. Wir saßen wie jeden Morgen im Auto auf dem Weg Richtung Kindergarten. Doch ich war zu sehr in Gedanken und habe das Naturschauspiel gar nicht wahrgenommen. Hätte meine Tochter mich nicht darauf aufmerksam gemacht, es wäre mir entgangen. Vielleicht, weil ich zu sehr in meinen To-dos gefangen bin und den Alltag oft automatisch abspule. Ich muss sofort an ein Zitat von Marc Aurel denken, der römische Philosoph und Kaiser sagte mal: „Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.“

Der Schatz des Lebens – das Leben als Schatz

Und ich weiß: Diesen Schatz gilt es an jedem Morgen – an jedem neuen Tag – für sich selbst zu entdecken. Das können diese besonderen Momente sein, die uns die Natur manchmal schenkt, aber auch Begegnungen mit Menschen, Alltägliches eben, das wir oft als gegeben hinnehmen.

Ich erinnere mich noch gut an diesen klaren und kalten Morgen. Nachdem ich die Kinder im Kindergarten abgegeben hatte, fuhr ich wieder nach Hause. Wir wohnen in einem kleinen Dorf am Rande der Rhön. Sofort zog es mich hinaus in die Kälte. Ich ließ die To-dos To-dos sein, meine Tochter hatte mich auf was gestoßen. Raus in die Natur, die kurze Auszeit genießen. Die Luft war eiskalt, aber klar, der Boden schneebedeckt, das Atmen tat gut, die frische Luft erfüllte mich und ich wusste: Marc Aurel hat so recht, wenn er vom Leben als einen köstlichen Schatz spricht:

Wo ich den Schatz des Lebens finde

Ich finde diesen Schatz seither oft in solchen Momenten: durchatmen zu können, Freude und auch Leichtigkeit zu empfinden. Und dann möchte ich Gott für diese unfassbar tolle Schöpfung um mich herum nur danken. Dann halte ich inne. Einmal tief einatmen – und die Augen schließen. Wenn ich dann die Schönheit der Natur beim Augenaufschlag wieder sehe, erfreue ich mich daran umso mehr und spüre eine innerliche Freude, aber auch eine große Dankbarkeit. Ich kann meinen ganzen Alltag hinter mir lassen und für einen Moment vergessen. Ich bin dann vollkommen im Hier und Jetzt, genieße diesen Moment – bin entspannt und vollkommen gelassen. Mir wird bewusst: Gottes Schöpfung entschleunigt mich. Und ich bin mir sicher, diese Momente dürfen und sollen wir uns alle regelmäßig gönnen, denn Gott schenkt sie uns. Wir müssen nur manchmal unsere Sinne mehr schärfen oder auf unsere Kinder hören.

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