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Frei atmen
Pixabay/Tom Kranz

Frei atmen

Ein Beitrag von Dr. Volker Mantey, Propst, Marburg
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Am Podest der Freiheitsstatue auf Ellis Island in New York befindet sich eine Bronzetafel. Auf ihr steht ein Gedicht der Amerikanerin Emma Lazarus. Da heißt es: „Gebt mir eure Müden, eure Armen, Eure geknechteten Massen, die sich danach sehnen, frei zu atmen“.

Die Einwanderer sehnten sich nach eienm Leben in Freiheit

Ich höre förmlich, wie das berühmte Bauwerk diese Worte den vielen Menschen aus verschiedenen Ländern entgegenruft. Sie machten sich auf aus armen Verhältnissen oder Ländern, wo sie unterdrückt wurden. Viele Jahrhunderte lang kamen sie von Europa aus mit Schiffen in New York an, weil sie sich nach einem Leben in Freiheit sehnten – oder wie es im Gedicht heißt frei zu atmen!

Ich verstehe die Sehnsucht dieser Menschen. Amerika galt als freies Land- als Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Ein Willkommensgruß für die Zugereisten

Doch Emma Lazarus preist in ihrem Gedicht nicht die Freiheit Amerikas, sondern sie spricht den Zugereisten einen Willkommensgruß zu: Ich nehme mich deiner Müden, Unterdrückten, an- hier sollt ihr frei atmen.

"Ich wandle in einem weiten Raum."

Die Bibel verwendet für den Wunsch frei zu atmen ein schönes Bild: „Ich wandle in einem weiten Raum.“ Es liegen viele Möglichkeiten vor mir, die ich ergreifen kann. Diese Freiheit hofften viele Auswanderer in Amerika zu finden. Natürlich: Freiheit ist in unserer Welt ein hohes und umkämpftes Gut. Schaue ich mir zum Beispiel die momentane amerikanische Politik an, kommen mir Zweifel, ob die Freiheitsstatue den Europäern nicht eher zurufen müsste: „Bleibt besser, wo ihr seid!“

So handeln, wie Gott es will

Spannend ist, wie die Bibel den weiten, freien Raum begründet: „Ich wandle in weitem Raum; denn ich suche deine Befehle, Gott.“ steht im 119. Psalm. Ich könnte es auch so übersetzen: „Ich halte mich an das, was Du mir zeigst. Ich möchte so handeln, wie du es willst, Gott.“- Nicht nur Freiheit für mich proklamieren, auch anderen helfen und für sie Verantwortung tragen, damit sie frei atmen können. Freiheit und Verantwortung gehören im christlichen Glauben zusammen.

Was kann ich 2025 beitragen, um die Welt ein Stück besser zu machen?

Zu Anfang des Jahres denke ich vor allem an die, von denen im Gedicht die Rede ist: Die sich sehnen, frei zu atmen. Und so frage ich mich Was kann ich 2025 beitragen, um die Welt ein Stück besser zu machen? Wer könnte meine Hilfe brauchen?

Neues Jahr, neue Sorgen, neue Hoffnungen

Neues Jahr, neue Sorgen, neue Hoffnungen. Wenn wir alle frei atmen wollen, so wie im Gedicht auf der Freiheitsstatue, dann nutzen wir unsere Möglichkeiten, damit wir das neue Jahr verantwortlich gut gestalten.

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