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Ein Segen nach 60 Jahren
GettyImages/German Adrasti

Ein Segen nach 60 Jahren

Jelena Wegner
Ein Beitrag von Jelena Wegner, Evangelische Pfarrerin, Siegbach
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Wir sitzen zusammen am Tisch. Das alte Ehepaar und ich. In wenigen Tagen wollen wir ihre diamantene Hochzeit feiern. Sechzig Jahre verheiratet. Sie erzählen von den Höhen ihres Lebens, die sie gemeinsam erlebt haben. Von der Geburt ihrer Kinder, von Reisen und was es heißt, einander zu lieben. Wie das gelingen kann, auch nach so vielen Jahren noch.

In guten und in bösen Tagen

Man könnte meinen, die beiden hätten einfach unverschämt großes Glück. Aber es gab auch schwere Zeiten. Es gab Tage, da haben sie gehadert. Und auch jetzt, wenn sein Körper schmerzt vom Anfang des Tages bis zum Ende. Oder wenn sie sehen, wie der andere leidet und man kann nicht immer helfen. Dann fragen sie manchmal, warum? Und Tränen fließen.

Einer trage des anderen Last

Die beiden erzählen: In all dem hat ihnen ihr Glaube geholfen. Wenn sie beten, manchmal allein, manchmal miteinander, erzählen sie Gott, wie es ihnen geht. So teilen sie die Last. Und sie erinnern sich immer wieder an das Gute, dass da war in ihrem Leben. Sie können das Glück sehen. 

Segen heißt auch: Gott begleitet gestern, heute, morgen

Darum wollen sie nach sechzig Jahren noch einmal danke sagen und um Gottes Segen bitten. Für sie ist das eine Zusage von Gottes Nähe und Kraft, für all die Tage, die noch kommen. Wer sich Gottes Segen wünscht weiß, ich habe das Leben nicht allein in meiner Hand. Da ist mehr, als ich sehen kann. Auch der Segen ist nicht zu sehen. Aber ich kann die Hand auf meinem Kopf spüren. Ich höre die Worte, die gesprochen werden. Daraus bekomme ich Kraft. Denn ich weiß, Gott begleitet mich. 

Trauung zuhause

Ein paar Tage später feiern wir Diamantene Hochzeit. Im Haus des alten Ehepaares. Denn für den Gang in die Kirche reicht die eigene Kraft nicht mehr. Die ganze Familie ist zusammen gekommen. Der Raum ist nicht groß, aber alle finden einen Platz. Die Tische sind dekoriert mit Blumen und Herzen.

Auf die Liebe!

Ich ziehe meinen Talar an. ‚So förmlich, aber schön‘, sagt der Jubilar und ergreift die Hand seiner Frau. Gemeinsam singen wir und beten. Und zum Segen lege ich ihnen die Hand auf. Dann stoßen wir an: Auf das Leben. Und die Liebe.

 

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