
Im Sommer barfuß gehen
Eins der Dinge, die ich am Sommer liebe, ist: barfuß gehen. Am Wochenende barfuß durch das Gras gehen und sich von den Grashalmen kitzeln lassen. Herrlich! Hie und da piekst auch mal ein Kieselstein, so dass man einen kleinen Hopser macht.
Dafür riskiere ich sogar Mückenstiche
Oder nach einem lang erwarteten Sommerregen unter den bloßen Füßen spüren, wie glitschig sich die Pflastersteine anfühlen. In einer Juninacht draußen sitzen und die freien Füße in die laue Luft strecken, ist ein wohliges Gefühl von Freiheit. Dafür riskiere ich sogar Mückenstiche.
Barfuß laufen hat was von „das Leben an sich heranlassen ohne künstliche Schutzschicht“. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Jesus seine Jünger barfuß losgeschickt hat. Er sendet sie in die Dörfer und Städte. Sie sollen den Leuten sagen: Der Himmel ist ganz nahe. Und Jesus trägt ihnen auf: „Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg – und keine Schuhe.“ (Lukas 22, 35)
Barfuß gehen als Bild dafür, das Leben an sich heran zu lassen
Ich verstehe das als ein Zeichen für eine intensive Art zu leben. Jesu Botschaft war: Trau dich in die Welt hinein! Ja, es gibt auf dem Weg einiges, das dich verletzen kann. Aber mit Gottvertrauen im Herzen kannst du dich anrühren lassen. Dann wirst du entdecken, wie hautnah dir der Himmel kommt.
Den Auftrag von Jesus, ohne Schuhe loszuziehen, haben manche Christen auch später in der Kirchengeschichte befolgt. Es gab Nonnen und Mönche, die deshalb ohne Strümpfe und Fußbekleidung gingen. Sie nannten sich auch so: Barfüßer-Orden oder die Unbeschuhten. Nach ihnen heißen bis heute manche Straßen: Barfüßergasse oder Barfüßerstraße. Sie verstanden das als einen Ausdruck für Armut und Demut. Und als Zeichen dafür: Ich vertraue dem Weg, auf den Gott mich schickt.
Im Vergleich dazu bin ich nur ein Komfort-Sommer-Barfüßer. Ich genieße die gelegentlichen Sensationen, den Boden unbeschuht unter meinen Füßen zu spüren, wahrzunehmen, ob ich gerade auf hartem Pflaster unterwegs bin oder auf sanftem Untergrund, und dabei mein Vertrauen zu stärken: Das Leben trägt. Gott erst recht.