Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Frisch gebügelt
GettyImages/NIKOLA ILIC PR AGENCIJA ZA DIZAJN STUDIOTRIPOD SURCIN

Frisch gebügelt

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt
Beitrag anhören:

Ich greife zum Hemd, das ich anziehen will. Ich habe es zwar frisch gewaschen, aber nicht gebügelt. Also das Bügelbrett aufgeklappt und das Bügeleisen eingeschaltet. Wie man Hemden bügelt, das hat mir meine Oma beigebracht.

Wenn die Oma dem Enkel das Bügeln beibringt

Sie hat mir ihre Methode gezeigt: Zuerst hat sie die festen Teile gebügelt, also Kragen, Schulterteil, Manschetten und Knopfleisten. Das gibt dem Hemd Halt. Erst dann kommen die großen Flächen dran – die Ärmel, Vorder- und Rückseite. Wenn ich Hemden bügele, denke ich an meine Oma. Das macht diese manchmal lästige Pflicht zu etwas Liebevollem.

Natürlich hat mir meine Oma mehr vermacht als Bügeltechnik. Ihren Humor, ihr liebstes Kirchenlied „Befiehl du deine Wege“, die Geschichten aus ihrem Leben, zum Beispiel, wie sie meinen Opa kennengelernt hat. Ohne diese Begegnung würde es mich ja schließlich nicht geben.

Was haben uns unsere Vorfahren mitgegeben?

Denkt an das, was euch eure Väter und Mütter vermacht haben. Dazu ruft die Bibel oft auf. Die Glaubenserfahrungen derer, die vor euch waren, sind ein Vermächtnis. Einmal erinnert Mose an die Grundregeln, die Gott vermacht hat und die die Menschen von Generation zu Generation weitergeben sollen: die Zehn Gebote. Die geben dem Leben Halt.

Zehn klare Sätze, die davor bewahren, dass Menschen sich gegenseitig belügen, bestehlen, betrügen, töten. Zehn Sätze, die die Achtung hochhalten. Die Achtung vor Gott und die Achtung vor anderen Menschen.

Besonderen Wert legt Mose auf das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“. Gott ist weder Mann noch Frau. Gott geht nicht auf in der Natur. Gott findest du nicht einfach am Himmel, nicht in Sonne, Mond und Sternen.

Gott ist es, der befreit aus dem, was gefangen hält

Wo und wer ist Gott dann? Gott ist es, der dich befreit aus dem, was dich gefangen hält. Gott sagt: Du gehörst zu mir. Ich gehe mit dir durch Feuer und Wasser. Mit dir will ich mich untrennbar verbinden.

Mit so einem Gott an meiner Seite könnte ich also auch glatt zerknittert rausgehen. Aber im gebügelten Hemd gehe ich mit der schönen Erinnerung an meine Oma und an das, was dem Leben Halt gibt.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren