
Momente des Erwachsenwerdens
Sprüche auf Partyshirts: Die find ich manchmal wirklich ganz lustig. Aber ehrlich gesagt: noch öfter eher peinlich. Aber jetzt bin ich bei so einem Partyshirt-Spruch, den ich in der Innenstadt entdeckt hab, tatsächlich ins Nachdenken gekommen. Ich fand ihn spontan spannend. Das schlabbrige Shirt hat ein junger Mann angehabt. Auf dem schwarzen Stoff haben leuchtend weiße Buchstaben verkündet: „Der Träger dieses Shirts ist 18 Jahre alt. Er glaubt, erwachsen zu sein“.
"Er glaubt, erwachsen zu sein“
Die Aufschrift hat dann noch über Liebesleben und Fahrkünste des T-Shirt-Trägers informiert. Aber ich hatte mich da schon gedanklich ausgeklinkt. Weil ich die Formu-lierung vorher wirklich interessant gefunden hab: „Er glaubt, erwachsen zu sein.“
Ich hab mich gefragt: Wann hab ich eigentlich mal richtig fest geglaubt, dass ich erwachsen bin? Kann ich das an bestimmten Momenten festmachen? Oder einem eindeutigen Gefühl? Mir ist eingefallen: Ich hab mich dann im besten Sinne erwachsen gefühlt, wenn ich gemerkt hab: Jetzt kann ich eine strategische Weiche in meinem Leben stellen. Und so eine Weichenstellung ist gerade auch wirklich nötig. Ich kann mich nicht vor einer Entscheidung wegducken.
Gott möchte mir Mut machen
Das war zum Beispiel so, als ich mit Anfang 30 realisiert hab: Ich kann der schon vor einer Weile zerbrochenen Beziehung nicht ewig hinterhertrauern. Jetzt muss und will ich mich allmählich lösen. Damit ich irgendwann frei für eine neue Beziehung werde. Oder als ich Anfang 40 gemerkt hab: Ich muss den Beruf wechseln. Ich hab im alten Job keine Perspektiven mehr.
Als ich an diese wichtigen Momente des Erwachsenseins zurückgedacht hab, ist mir wieder aufgefallen: Gerade dann hat mich mein Glaube getragen. Das Gefühl: Gott möchte mir Mut machen, ehrliche Entscheidungen zu treffen. Und zu ihnen zu stehen.
Das Gefühl der damaligen Stärke
So gesehen, merk ich, dass ich mich in solchen Situationen wirklich im positiven Sinn „erwachsen“ gefühlt habe. Und spüre, dass es mir ganz guttut, mich an diese Momente zu erinnern. Das Gefühl der damaligen Stärke gibt mir Kraft für den ganz normalen Alltagswirbel mit seinen vielen fiesen kleinen Entscheidungen. Und dieser Alltagswahnsinn gehört ja irgendwie auch zum Erwachsensein dazu.