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Ein Heiliger mit viel Humor
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Ein Heiliger mit viel Humor

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Heute feiert die Kirche einen ungewöhnlichen Heiligen: Philipp Neri. Er hat vor 500 Jahren in Italien gelebt. Und nicht nur durch Frömmigkeit viele begeistert. Sondern auch durch seinen Humor. Dabei ist Neri alles andere als ein barocker Hofnarr gewesen. Man hat ihn in Politik und Gesellschaft respektiert. Er hat etwa erfolgreich in einem blutigen Konflikt zwischen Frankreich und dem Papst vermittelt. 

Seine Aktionen amüsierten die Menschen

Aber Neri hat eben auch diese ganz andere Seite gehabt: Er war in Rom bekannt für seine unverwüstliche gute Laune. Ihm hat es zum Beispiel nichts ausgemacht, dass ihm oft ein Straßenhund durch die Gassen folgte. Obwohl er ein würdevoller Geistlicher war. Das hat damals extrem skurril gewirkt. Als würde heute ein Manager mit Clownsnase durchs Frankfurter Bankenviertel spazieren. Noch bekannter waren seine ironischen Bußübungen. Mit ihnen wollte er Leute erziehen, die ohne echte Reue beichten wollten: Eine fiese adlige Klatschtante hat er angewiesen: Sie soll als Buße auf der Gasse Hühnerfedern verstreuen und dann wieder einsammeln. Der Dame ist schnell klargeworden: Das klappt nicht. Oder besser: Das klappt ebenso wenig wie das spätere Geradebiegen von Fake-News-Intrigen. Neris Aktionen amüsierten die Menschen. Und blieben in den Köpfen hängen. Auch lange nach Neris Tod 1595. Zweihundert Jahre später schreibt Goethe einen begeisterten Aufsatz über Philipp Neri. Nennt ihn seinen Lieblingsheiligen. Dabei war der Freigeist Goethe alles andere als ein katholischer Heiligenverehrer. 

Er war einfach ein Genie

Ich hab Goethes Text über Neri gelesen. Und dabei hat mir eingeleuchtet, was Goethe an Neri fasziniert hat: eine ganz spezielle Mischung aus Humor und Coolness. Die wiederum auf Charakterstärke beruht. Auf einer Weltsicht, die klar macht: Ansehen, Erfolg und Macht sind nicht relevant. Ganz andere Werte zählen. Für Neri waren das christliche Nächstenliebe und Zuwendung zu Gott. Das hätte Goethe sicher nicht komplett so unterschrieben. Er war ein Genie, aber definitiv kein Heiliger. Aber dass da jemand in dieser extrem konventionellen Zeit einfach er selbst ist. Und das mit viel Humor nach außen trägt. Das hat ihn fasziniert.

Für mich ist Neri daher nicht nur ein Glaubensvorbild. Sondern auch jemand mit einem im besten Sinne vorbildlichen Humor. Einem Humor, der frei macht. Und den Blick auf Wesentliches lenkt.

 

 

 

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