Die Luft wird dünn

Ein Beitrag von André Lemmer, Katholischer Pfarrer in der Pfarrei Sankt Elisabeth in Kassel

In etwa zwei Wochen werde ich eine weitere Pfarrei übernehmen. Zu meinen vielfältigen bisherigen Aufgaben kommt neben meiner bisherigen Pfarrei scheinbar einfach, weil es zu wenige Priester gibt, noch eine weitere Pfarrei hinzu. Ich habe mich in den letzten Wochen ehrlich gefragt, ob ich dieser Aufgabe gerecht werden kann, eben weil ich mich nicht ganz auf das Neue konzentrieren kann, sondern weil ich mich gleichsam aufteilen muss.

Das treibt mich tatsächlich um. Es macht mir manchmal auch das Herz so richtig schwer. Ich will meine Arbeit ja nicht „irgendwie“ erledigen, sondern ich will sie gut machen und für alle da sein und ich will im besten Falle auch noch Freude daran haben. Wie kann ich das dann als Pfarrer für zwei Kirchengemeinden mit knapp 8000 Katholiken sein? Mir helfen zwei Gedanken, damit ich all das, was kommt, mit Lust und guter Einstellung beginnen kann.

Nimm Dich nicht zu wichtig

Papst Johannes der XXIII hilft mir erst einmal mit seinem berühmten Spruch, den er zu sich selbst gesagt hat: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“ Innerhalb unserer Pfarrgemeinden und der Kirche insgesamt gibt es nicht nur Pfarrer, sondern ganz viele Menschen, die sich mit hohem Einsatz darum kümmern, was ihnen wichtig ist. Ich bin davon nur ein Teil. Klar, vielleicht an einer besonderen Stelle im Getriebe, aber eben nur ein Teil. Ich darf darauf vertrauen, dass die anderen Teile sich auch bewegen.

Der zweite Gedanke, der mir hilft, ist, dass der Heilige Geist in dieser Welt wirkt und die Kirche dahin führt, wo er sie hinhaben will. Das geht zwar auch durch Heilige oder große Theologen, aber vielleicht auch dadurch, dass er die Bedingungen so ändert, dass sich die Menschen in der Kirche verändern müssen. Wer sagt denn, dass es immer nur über Bücher und theologische Weisheiten funktioniert?

Vertraue auf den Heiligen Geist

Ich bin fest davon überzeugt, auch wenn ich meine Sorgen nicht immer ausschalten kann, dass der Heilige Geist in dieser Welt wirkt und sie zum Guten führt. Ich kann dem ganzen Raum geben, wenn ich mich dabei nicht zu wichtig nehme.

Wenn aber der Heilige Geist in der Welt wirkt, dann nicht nur in der Kirche, sondern dann auch in der Verantwortung aller und in den Büros. Vielleicht kann ja nicht nur ich heute darauf vertrauen, dass dieser Geist Gottes auch überall anders ist und nicht nur mir die Sorge nimmt, dass alles von einem selbst abhängt.