
Hörbeispiel
Meine Morgenroutine ist seit ein paar Wochen doch wieder eine andere geworden. Wenn ich aufstehe, schlüpfe ich nicht sofort in die warmen Pantoffeln, und anstatt kurz Stoß zu lüften, bleiben die Fenster den ganzen Tag auf und die Heizung aus. Und die Natur ist frühmorgens auch schon wach. Überall zwitschert es.
Den Blick schärfen, offen sein, um das Schöne zu sehen
Ich schließe dabei ganz oft nochmal die Augen und höre einfach nur zu. Ich kann mit dem Erwachen der Natur auch langsam aufwachen. Ich gebe zu, dass ich das nicht jeden Morgen schaffe und ich muss auch zugeben, dass es mir nur jetzt im Frühling gelingt, das so richtig zu genießen. Später im Jahr wird es wieder normal und dann hat es für mich ein bisschen den Reiz verloren. Und dennoch: Eigentlich ist es ja jeden Morgen da, dieses Zwitschern der Vögel, das Erwachen der Natur - selbst im Winter. Ich finde es wichtig, mir das immer wieder bewusst zu machen. Denn wie oft nehme ich auch andere, wunderbare Dinge in meinem Leben nicht mehr wahr, weil sie entweder zu normal sind oder sie von Sorgen verdeckt sind. Tatsächlich sind ja an allen Tagen in meinem Leben auch schöne Dinge bei mir, auch wenn ich sie nicht sehen kann oder will. Wäre das Bewusstsein um diese schönen Dinge auch eine Hilfe an dunklen Tagen mit vielen Sorgen?
Ich denke, ich bin nicht alleine damit, dass ich viele schöne Dinge nicht sehe. Ich bin sicher auch nicht alleine damit, dass ich sie eigentlich gerne sehen würde. Für mich ist ein wichtiger Punkt des Tages mein persönliches Gebet und die Lesungen des Tages. Gleich morgens versuche ich mich damit dazu zu bringen, von dem kommenden Tag mehr zu erwarten als nur das, was in meinem Terminkalender steht. Ich weiß, Gott hält auch Schönes für mich bereit.
Das Gebet als Quelle für alles Schöne
Gerade im Gebet werde ich still und schärfe meine Sinne. Im Prinzip ist also das Gebet nichts anderes als das Öffnen der Fenster meine Seele, um alles Schöne und Gute besser wahrnehmen und genießen zu können.
Tatsächlich bewahrt mich also mein tägliches Gebet nicht nur davor, den Kontakt mit Gott an einem hektischen Tag zu verlieren, sondern es gibt mir die Möglichkeit, hinter den ganzen Aufgaben, Problemen und Sorgen auch die schönen Dinge zu erkennen. Auch dann, wenn sie so klein und leise daherkommen wie das Vogelgezwitscher im Frühling.