
Kinder an die Macht
Seit einem Jahr bin ich stolze Patentante eines kleinen Mädchens. In diesem ersten Jahr sind so viele Dinge passiert: Bei jedem Besuch konnte die Kleine etwas Neues. Den Kopf heben, mich anlächeln, über den Boden robben. Ich frage mich, was als Nächstes kommt. Und immer mehr merke ich auch: Da entwickelt sich ein Mensch mit ganz eigenem Charakter. Zum Beispiel Umarmungen: mag sie nicht so sehr, da drückt sie mich gerne mal weg. Lustige Grimassen findet sie super, da lacht sie herzlich. Sie will die Welt entdecken. Und ich darf sie dabei begleiten.
Patentante werden; Eine große Verantwortung, doch die Freude überwiegt
Als meine Freunde gefragt haben, ob ich Patin ihrer Tochter werden möchte, war ich zunächst echt baff. Das Patenamt ist eine ziemlich große Verantwortung. Aber innerlich habe ich Freudensprünge gemacht. Sie haben mich als Patin ausgesucht! Was für eine Ehre! Ich möchte diesem Amt gerecht werden und für die Kleine da sein, in den Höhen und Tiefen ihres Lebens. Ihr ein offenes Ohr schenken und eine Schulter zum Anlehnen bieten.
Das unbeschwerte Dasein eines Kindes als Vorbild nehmen
Wenn mein Patenkind jetzt die Welt entdeckt, versuche ich manchmal ihre Perspektive einzunehmen. Gemeinsam mit ihr entdecke ich auch manches neu. Gleichzeitig habe ich schon ein bisschen Lebenserfahrung. Ich überlege: Was davon will ich diesem kleinen Mädchen mitgeben auf ihrem Weg? Bei meinem letzten Besuch lief auf dem Heimweg im Radio Herbert Grönemeyer mit seinem Song „Kinder an die Macht“. Darin singt er davon, wie unbeschwert Kinder auf die Welt schauen. Offen und freudig setzen sie dem Trübsinn ein Ende und lachen uns Erwachsene in Grund und Boden, so der Song. Ich höre zu und denke mir: ja, genau das möchte ich meinem Patenkind mitgeben.
Ihr möchte meinem Patenkind zeigen: Du bist Gottes geliebtes Kind
Sie soll diese Haltung beibehalten, offen und neugierig durchs Leben gehen. Dem Trübsinn ihr Lachen entgegensetzen. Ich weiß aber auch: Nicht immer geht das im Leben. Deswegen will ich ihr noch etwas mitgeben: Meinen Glauben. Bei ihrer Taufe habe ich versprochen: Ich bete für sie. Und auch mit ihr. Ich erzähle ihr von Gott. Ihr möchte ihr zeigen: Du bist Gottes geliebtes Kind. Du bist nie allein, ganz egal, was kommt. Da ist jemand, der dir zur Seite steht - auch in den schweren Momenten des Lebens.
Das ist meine Hoffnung. Und mein Trost, der aus dem Glauben kommt. Vielleicht wird es eines Tages auch ihr Glaube. „Kinder an die Macht“ – das heißt für mich: Kindern zuzutrauen, dass sie glauben und hoffen können. Vielleicht ist das sogar das Beste, was wir ihnen mitgeben können.