
Notre-Dame: Singen statt anheizen
Die Bilder sind im kollektiven Gedächtnis eingebrannt, die Bilder von der brennenden Kathedrale Notre-Dame in Paris. Heute vor sechs Jahren war dort am frühen Abend ein Feuer ausgebrochen. Ich weiß noch, wie ich die Bilder in den Nachrichten gesehen habe und fassungslos war. Und wie die Menschen dort wie gebannt um die brennende Kathedrale standen. Jetzt ist sie Gott sei Dank wieder aufgebaut und offen – ich muss unbedingt bald einmal hinfahren.
Schon immer eine anziehende Kirche
Denn seit so vielen Jahren hat mich diese Kirche angezogen: Schon als Schülerin, dann habe ich mal eine Reisegruppe dorthin begleitet. Und natürlich mussten wir unseren Kindern Notre-Dame zeigen! Und bei allem Touristengewimmel: Notre-Dame war trotzdem für mich immer auch ein Ort zum still werden und beten. Und dann auf einmal dieser fürchterliche Brand, das war so ein Schock am Abend vor sechs Jahren.
Natürlich haben sich dann viele Fragen gestellt: Wie konnte das passieren? Was ist versäumt worden beim Brandschutz? Auch dass Präsident Macron noch an dem Abend versprochen hat, die Kathedrale in fünf Jahren wieder aufzubauen, das war umstritten. Und was hätte man mit dem Geld für den Wiederaufbau alles Gutes tun können? Ja. Und trotzdem finde ich: Es war vor allem eine unglaubliche Gemeinschaftsleistung, diese wunderbare Kathedrale wieder aufzubauen.
Gemeinsames Singen und Gebete für Notre-Dame
Und schon an dem Abend des Feuers, heute vor sechs Jahren, standen die Menschen, so war mein Eindruck, zusammen. Und, das ist mir jetzt erst wieder eingefallen, wo solche Ansammlungen von Menschen ja oft aggressiv und aufgeheizt sind: Sie waren trotz aller Verschiedenheit verbunden. Und irgendwann haben sie angefangen zu beten und sogar auch zusammen zu singen: Marienlieder, ihr Loblied auf die Gottesmutter, die Schutzpatronin von Notre-Dame.
Das hat mich angerührt und getröstet, und es hat mir Hoffnung gegeben. Menschen können bei größeren und auch kleineren Katastrophen nicht nur mit Hass und Aggression reagieren, wie es heute viel zu oft passiert. Es gibt auch immer noch andere Möglichkeiten: Und zusammen Singen und Beten, die gehören ganz offenbar auch dazu.