
Rassismus – die eigenen Schranken im Kopf
Während der Grundschulzeit unserer Kinder haben meine Freundin und ich uns gegenseitig ausgeholfen. Vor allem beim Abholen der Kinder. So habe ich hin und wieder ihre Tochter auf dem Heimweg mit dem Auto mitgenommen. Einmal aber mussten wir den Bus nehmen - und das war heftig. Denn, die Tochter meiner Freundin ist eine schwarze Deutsche.
„Willkommen in unserer Realität“
Als wir beide uns im Bus hingesetzt hatten, ist eine ältere Frau neben uns direkt aufgestanden, hat den Kopf geschüttelt und sich weggesetzt von uns. Ich bin darüber so perplex gewesen – einfach sprachlos und verlegen –, dass ich gar nicht reagieren konnte. Als wir beide dann bei meiner Freundin ankamen, haben wir von dem Erlebnis erzählt und die Freundin meinte nur: „Willkommen in unserer Realität.“
Sind die Haare echt?
Dieses Erlebnis damals im Bus hat mich geprägt. Es hat dazu geführt, dass ich mich bis heute mit dem Thema Rassismus beschäftige und auch mit den damit verbundenen Fragen nach Macht, Ohnmacht, Sprache, Reaktionsmöglichkeiten. Heute, am 21. März, ist der Internationale Tag gegen Rassismus, und es geht genau um diese Fragen. Mir ist es ganz wichtig geworden, auf meine ganz persönlichen rassistischen Muster und Äußerungen zu achten und daran zu arbeiten.
"Sei doch nicht so empfindlich“
Zum Beispiel gefallen mir die wunderschönen Haare von vielen afrikanischen Frauen. Auch die Tochter meiner Freundin – heute ist sie eine junge Frau – hat kraftvolle Haare, die oft kunstvoll frisiert sind. Und sie erlebt es immer wieder, dass jemand ganz ungefragt über ihre Haare streichelt oder fragt: „Sind die Haare echt?“ Das ist rassistisch. Früher, wenn meine Freundin mir davon erzählt hat, habe ich gedacht: „Ach, sei doch nicht so empfindlich.“ Da hab ich rassistisch gedacht.
Und diese Würde ist für alle gleich
Heute ist mir das völlig klar, denn dieses Verhalten verletzt die Würde des anderen Menschen. Ich glaube fest daran, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist und so Würde besitzt: Und diese Würde ist für alle gleich. In Frankfurt gibt es gerade die Aktionswochen gegen Rassismus unter dem Motto: „Gemeinsam kämpfen wir um die Menschenwürde!“ Dieses Motto finde ich super, und ich versuche es in meinem Alltag durch Nachfragen und Gespräche konkret umzusetzen.
Link Tipp (für Kirche-im-hr.de):
htps://frankfurt.de/de-de/aktuelle-meldung/meldungen/aktionswochen-gegen-rassismus/