
Was Liebe wirklich heißt
Meine Freundin Sylvie ist in manchen Dingen etwas altmodisch. Gott sei Dank! Sie schreibt nämlich noch mit der Hand – Briefe und Karten. Manchmal sogar anlasslos. Um anderen eine Freude zu machen.
Die Karte im Briefkasten
Vor ein paar Wochen lag mal wieder eine Karte von ihr im Briefkasten. Darauf eine lächelnde Puppe, daneben ein schon etwas abgeliebter, ein wenig brummig aussehender Teddybär. Und ein Spruch: "Lange bevor ich erwachsen wurde, lehrte mich ein Teddy, was Liebe wirklich heißt: nämlich da zu sein, wenn man gebraucht wird."
Teddy Dietman tröstet
Genau! So war das auch mit mir und Dietmann. So hieß mein Teddy, den mir meine Tante geschenkt hat, als ich noch sehr klein war. Als ich größer wurde, schleppte ich Dietmann stets mit mir herum. Er half mir über alle Ungerechtigkeiten hinweg, tröstete mich, bot mir sein wuscheliges Fell zum Reinschniefen, hörte mir klaglos zu, war mir Freund, Spielgefährte und Blitzableiter.
Verloren und wiedergefunden
Eines Tages war er weg. Beim Spielen hatte ich ihn irgendwo liegengelassen. Ich war untröstlich. Dann stand der Nachbarsjunge vor der Tür, mit Dietmann in der Hand. Ich bin ihm bis heute dankbar.
Freundinnen und Freunde lösen den Teddy ab
Dabei schob ich Dietmann später ab. Er landete in der Puppenkiste, andere traten an seine Stelle. Menschen aus Fleisch und Blut. Freundinnen und Freunde. Auch sie sind da, wenn ich sie brauche.
Eine Liebe, die noch tiefer geht
Und dann gibt es eine Liebe, die noch tiefer geht. Eine, die mich trägt, auch wenn weit und breit sonst niemand da ist. Eine, die mir Halt gibt, wenn das Leben ins Wanken gerät. "Ich bin bei euch alle Tage", verspricht Gott (Matthäus 28,20). Diese Zusage gilt – unerschütterlich, immer. Manchmal kommt sie ganz leise daher, in einem freundlichen Wort, einer helfenden Hand, einem überraschenden Zeichen der Nähe. Und manchmal eben auch in einer altmodischen Karte von meiner Freundin Sylvie.