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Die Kunst des Lachens
Bild: Arek_Socha_pixabay

Die Kunst des Lachens

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, katholische Pastoralreferentin im Ruhestand, Frankfurt
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„Das Lachen ist die Schwäche, die Hinfälligkeit und die Verderbtheit unseres Fleisches!“ Wer das gesagt hat? Der Mönch Jorge im Bestseller „Der Name der Rose“ von Umberto Eco. Er hat gegen das Lachen gekämpft, und es war ihm sehr ernst damit. Nicht nur, weil er immer wieder gegen das Lachen mit Worten zu Felde zieht; nicht nur, weil er unbedingt die Verbreitung eines Buches des griechischen Philosophen Aristoteles über die Komödie verhindern will. In seinem Kampf gegen das Lachen geht er noch viel weiter. Er präpariert das Buch mit Gift. Er ermordet einige seiner Mitbrüder. Am Ende des Romans verbrennt er sich selbst zusammen mit dem Buch über die Komödie, das er für so schädlich hält.

Mönch Jorge bekämpft das vermeintlich „gefährliche“ Lachen

Im 14. Jahrhundert spielen „Der Name der Rose“ und dieses mörderische Treiben des Mönches Jorge gegen das Lachen. Was würde er wohl sagen, wenn er heute all die lachenden, feiernden Menschen sehen würde? Wenn er Karneval und Fastnacht an Main und Rhein beobachten könnte? Er wäre vermutlich ziemlich entsetzt.

Denn das Lachen befreit von der Angst

Aber warum führt er diesen erbitterten Kampf gegen das Lachen? Im Buch sagt er: „Das Lachen befreit den Bauern vor seiner Angst vor dem Teufel, denn auf dem Fest der Narren erscheint auch der Teufel als närrisch und dumm.“ Das genau aber ist die Kraft, die im Lachen und im Humor liegt: Dinge nicht so wichtig zu nehmen und alles in einem neuen Licht zu sehen. Ja, so schaffe ich es sogar, meine Angst zu überwinden: Ich lache über das, was mir Angst macht. Und das macht mich wirklich frei. Es macht mich frei, über mein Leben selbst zu bestimmen. Und diese Freiheit war natürlich für die damaligen klaren Verhältnisse zwischen Herren und Knechten denkbar schlecht. Menschen, die lachen können, können sich auch von jeder Unterdrückung und Sklaverei befreien.

Über was ich lachen kann, hat keine Macht über mich

Aber auch heute noch gilt: alles, über das ich lachen kann, hat keine Macht mehr über mich. Und zwar nicht nur an Fastnacht, sondern das ganze Jahr über. Das Lachen befreit – von allem, was schwer auf uns lastet und was uns niederdrücken will. Das ist – auch wenn es der Mönch Jorge im „Namen der Rose“ anders sah – eine zutiefst christliche Haltung.

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