
Fastnacht: Wenn die Welt Kopf steht
Anmoderation: Die fünfte Jahreszeit ist in vollem Gange – an vielen Orten in Hessen wird gefeiert, geschunkelt und gelacht. Hinter Fastnacht steckt noch mehr als Kostüme und Konfetti. Wenn die Narren regieren, steht die Welt Kopf. Pfarrerin Lisa Maria Tumma findet: eine gute Idee. Warum, erzählt sie im hr1 Zuspruch.
Vielleicht hätte man ihnen besser den Narrenspiegel vorgehalten. Der soll einem auf humorvolle Weise die eigenen Schwächen und Fehler zeigen.
Ein Bild mit Folgen
Doch statt in den Narrenspiegel schauten sie in die Kamera, für ein Foto, das sich in dieser Woche rasend schnell verbreitet hat. Darauf zu sehen: Die sechs führenden Politiker der Union bei ersten Sondierungen für die Regierungsbildung. Auffällig: Auf dem Foto ist keine einzige Frau mit am Tisch.
Mich erinnert das Foto an Bilder von früher. Über Jahrhunderte hatten fast ausschließlich die Männer das Sagen. Mit einer Ausnahme: Fastnacht!
Die Gesellschaftsordnung auf den Kopf gestellt
Schon im Mittelalter stellten Närrinnen und Narren dann die Gesellschaftsordnung auf den Kopf. Statt Adel und Kirchenoberhäupter regierten Elferräte, Fastnachtsprinzen, die Funkengarde – und die Frauen. Damals unvorstellbar.
Fastnacht zeigte schon damals, wie die Welt anders sein könnte: Bunter, fröhlicher, gerechter.
Eine christliche Idee
Davon haben Menschen zu allen Zeiten geträumt. Christen glauben: Bei Gott ist das so. In der Bibel heißt es: „Es spielt keine Rolle, ob ihr Sklaven seid oder Freie, Männer oder Frauen. Durch Christus Jesus seid ihr alle eins.“ (Galater 3,28)
Fastnacht probiert mit großem Spaß aus, wie das sein könnte: Alle sind eins. Die Lehrerin im Dino-Kostüm schunkelt mit dem Marienkäfer, der eigentlich Dachdecker ist. Gegenüber sitzen Pippi Langstrumpf und ein Zauberer. Nächste Woche tragen die beiden wieder Anzug. Aber nicht heute: Heute feiern sie gemeinsam, unbeschwert, auf Augenhöhe.
Ein bisschen Fastnacht - auch nach den tollen Tagen
Ich wünsche mir, dass sie diese Erfahrung mitnehmen - auch in die Sitzungssäle und Chefetagen. Damit auf den Bildern nach Faschingsdienstag nicht nur Männer, sondern alle miteinander am Tisch sitzen.