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Da geht noch was!

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Als kleiner Junge hab ich Baustellen geliebt: Man hat mich kaum vom Zaun wegbekommen, wenn riesige Bagger in Aktion gewesen sind. Inzwischen ist meine heiße Phase als Baustellen-Fan lange vorbei. Aber wenn über einem halbfertigen Bürohaus ein Stahlträger per Kran durch die Luft schwebt: Dann bleib ich auch jetzt noch fasziniert am Bauzaun stehen. Selbst bei Winterwetter. Es wird ja anscheinend immer häufiger auch in der kalten Jahreszeit gearbeitet. Wenn ich dann nach rechts und links guck, merk ich: Ich bin nicht der einzige Erwachsene, der solche Baustellen mag.

Ich war neugierig

Vor kurzem bin ich wieder mal fröstelnd, aber ganz gespannt an einer Baustellen-Zufahrt stehengeblieben: Durch eine schmale Gasse sollte sich ein LKW zwängen. Auf der Ladefläche: ein riesiger, hoher Bagger. Beißender Staub lag in der Luft. Mich hatten aber Neugier und Nervenkitzel gepackt: Mal sehen, welche Tricks die Baustellenleute auf Lager haben, um mit dem Problem klarzukommen. Für mich hat das unlösbar ausgesehen.

Keine Schramme

Und alles sah erst mal so aus, als hätte ich Recht: Der LKW blieb stehen. Kurz vor einer Engstelle unter einem Balkon. Der Fahrer stieg aus. Besprach sich mit anderen Bauarbeitern. Stieg wieder ein. Warf den Motor an. Der LKW setzte zurück -  und schob sich in einem neuen Winkel durch die Engstelle. Ohne Stocken. Ohne Schramme.

Ich war beeindruckt

Beindruckt bin ich weitergegangen. Und denk jetzt öfter über die Szene nach. Irgendwie hab ich damals einen Motivationsschub gespürt. Auch wenn ich keine Riesenmaschinen dirigieren muss. Ich denk: Das Baustellen-Team hat sich von dem Problem nicht einschüchtern lassen. Sondern gedacht: „Da geht noch was!“ Der Optimismus war berechtigt. Auch wenn die Umsetzung alles andere als ein Kinderspiel gewesen ist.

"Da geht noch was!"

Etwas mehr von dieser Einstellung könnte mir nicht schaden: Immer wieder pack ich leider im Beruf etwas nicht an, weil ich denk: Das führt zu nichts. Und versuch es gar nicht erst. Zum Beispiel ein wichtiges Zusatzprojekt.

Oder eine heikle Aussprache mit einem Kollegen. Bei solchen einschüchternden Aufgaben möchte ich jetzt einfach öfter mal denken: „Da geht noch was!“ Und sie dann mutig und konzentriert umsetzen. Wie es das Baustellen-Team in der Gasse gemacht hat. 

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