
Ein Trend treibt seltsame Blüten
Heute vor knapp 400 Jahren hat ein Trend seinen Höhepunkt erreicht, den ich ebenso bizarr wie spannend finde: Am 3. Februar 1637 hat man in der holländischen Stadt Alkmaar Tulpenzwiebeln versteigert. Und astronomische Preise erzielt. Nicht für riesige Mengen. Sondern für Einzelstücke.
Eine Tulpe für 5.000 Gulden
Die Quellen sind nicht ganz zuverlässig. Wenn sie aber nur halbwegs stimmen, kann ich trotzdem nur staunen: Angeblich ist eine bestimmte Zwiebel für über 5.000 Gulden unter den Hammer gekommen. Der Normalbürger hat damals nur 150 Gulden verdient. Im ganzen Jahr.
Die "Tulpenmanie"
Wie konnte der Tulpen-Trend bildlich gesprochen so seltsame Blüten treiben? Das hab ich mich gefragt, als ich von der „Tulpenmanie“ gehört hab. Und nachgelesen: Das Ganze war offenbar eine Mischung aus kollektivem Wahn und eiskalter Kalkulation. Jahrelang hatten Spekulanten in den reichen Niederlanden die Tulpenpreise gepusht.
Der "schwarze Freitag"
Dieser 3. Februar 1637 hat sich dann aber als „schwarzer Freitag“ herausgestellt – obwohl es ein Dienstag gewesen ist: Im Lauf des Tages ist die Spekulationsblase geplatzt. Zwiebeln wurden zu Ladenhütern. Das „Trendprodukt Tulpe“ ist nämlich hübsch, aber letztlich entbehrlich. Viele Bürger hatten jedoch finanziell auf die farbenfrohe Frühlingsblume gesetzt. Und sind in die Krise geraten.
Ich hab öfter mal über diese Tulpenmanie und über aktuelle Lehren nachgedacht. Dass Spekulationsblasen platzen, ist ja weiterhin ein Problem. Oder dass Produkte schneller im Abseits stehen, als Manager denken. Etwa Verbrennerautos.
Leichtsinn?
Damals war es ein so kleines Ding wie die Tulpe, das die Leute leichtsinnig gemacht hat. Und ich vermute: Ich hätte mich sicher auch vom Tulpenwahn anstecken lassen. Und möglichst viel Geld in die Tulpen gesteckt. Einfach, weil so viele andere mitgemacht haben. Ohne meinen Verstand einzuschalten. Und mir klar zu machen: Bei dem ganzen Hype geht es um simple Zwiebeln.
Auch heute noch: "Der Trend-Strom"
Da erkenn ich mich auch heute wieder: Denn ich schwimm bei vielen Dingen im Trend-Strom mit. Ohne mich genug zu lösen. Ich halte Flugreisen und ständiges Autofahren immer noch für viel zu selbstverständlich. Und bin überzeugt, dass ich das neue, überteuerte Tablet unbedingt brauche.
Weil ich unbewusst denk: Wenn das alle machen, muss ich mit dabei sein. So gesehen, hilft mir die tragische Tulpen-Geschichte, mich stärker von meinen Herdentrieb-Reflexen zu lösen. Um eigenständig das Vernünftige zu tun.