
Die Wahl der Schnittmenge
Morgen also haben wir die Wahl. Vielleicht haben Sie Ihre ja schon getroffen, vielleicht machen Sie aber auch erst morgen Ihr Kreuz. Wie auch immer, den Sonntagabend verbringen die meisten von uns bestimmt vor dem Fernseher. Analysen und Hochrechnungen laufen dann hoch und runter. Prozentpunkte werden hin- und hergeschoben, und es wird gerechnet, wie und ob denn wer mit wem oder auch nicht regieren könnte.
Ich muss an meinen Matheunterricht aus der Grundschule denken. Damals haben wir Schnittmengen untersucht, also Zahlen, die sowohl in die eine also auch in die andere Kategorie passen, teilbar, gerade oder ungerade. Für viele dieser Zahlen gab es eine sogenannte Schnittmenge, und ich wage, diesen Zahlenvergleich mit uns Wählern. Egal, ob wir eher zu dieser oder jener parteipolitischen Ansicht tendieren: Es kommt auf die gemeinsame Schnittmenge an, auf das, was uns verbindet.
„Das, was uns verbindet ist stärker als das, was uns trennt“
In diesem Fall ist es das Wissen und das unbedingte Vertrauen in unser demokratisches und liberales Wertesystem. Man darf dieser und jener Meinung sein, sich manchmal auch unverstanden fühlen oder konkretere Maßnahmen fordern, man darf auch mal unzufrieden sein und sich fragen, wo man denn überhaupt noch seinen Platz hat - in der Schnittmenge, also in der goldenen Mitte, sollten wir uns immer alle wiederfinden. Und das meine ich nicht auf eine Partei bezogen. All unsere demokratischen Parteien sind Parteien der Mitte - sie müssen wir stärken.
Dazu fällt mir ein Ausspruch von Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber ein. Er sagte: „Das, was uns verbindet ist immer stärker als das, was uns trennt.“ Das sollte im gesellschaftlichen Umgang miteinander gelten, aber eben auch jetzt ganz aktuell.
Angewandte Mathematik
Dieser Wahlkampf hat polarisiert und ist seinem Namen gerecht geworden - ein echter Kampf. Bleiben wir daher fair und stärken unsere Schnittmenge. Denken wir an das, was wir gemeinsam haben, wofür wir stehen, hören wir einander zu, lassen wir den anderen gelten. Vor allem aber: Lassen wir die Schnittmenge groß und bunt werden, dann haben wir alle diese Wahl gewonnen. Und noch etwas: Wenn wir so wählen, ist das nicht nur zukunftsstärkend, sondern auch angewandte Mathematik - sie war also doch für etwas gut.