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Mein Puzzleteil für die Welt
Bild: PIRO/Pixabay

Mein Puzzleteil für die Welt

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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Letztens habe ich ein Exitgame gespielt. „Exit“, wie es auf den Hinweisschildern für Notausgänge steht. Und dabei geht’s auch bei dem Spiel: den Ausgang finden, zumindest im übertragenen Sinn. Es ist ein Ratespiel der besonderen Art: Alles, was sich in der Spieleverpackung befindet, gehört zum Spiel. Jedes Teil des Inhalts und die Verpackung selbst.

Die Spielanleitung führt durch eine Geschichte und das zugehörige Material beinhaltet die Rätsel, die es zu lösen gilt. Dabei wird geschrieben, gemalt, geschnitten, geknickt und gefaltet. Auf diese Weise lassen sich die Rätsel lösen. Am Ende ist das Material auf den Kopf gestellt, das Spiel in Schnipsel und Fetzen zerkleinert. Ein zweites Mal lässt es sich nicht spielen.

Den Spaß gibt es nur einmal

Ist das reine Müllproduktion? Zum Teil. Denn viele, die schon mal ein Exitgame gespielt haben, sind begeistert davon. Die Freude am Spiel überwiegt über die Menge an Müll.

Aber woher kommt die Freude am Rätseln, der Reiz am Aufdecken von Verborgenem? Den gibt es schließlich nicht nur bei diesen Spielen, sondern auch bei jeder Menge Krimis und Detektivgeschichten. Und auch da, wo ich ihn auf den ersten Blick vielleicht nicht vermute, nämlich in der Wissenschaft: Die Neugier, Neues herauszufinden, treibt die Menschen an, zu forschen. Ob das nun ein neues Heilmittel für eine Krankheit ist oder eine archäologische Ausgrabung, bei der die Rätsel der Vergangenheit gelöst werden sollen.

Ich kann etwas bewirken

Vielleicht steckt dahinter ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit. Wenn ich selbst etwas tue, hat das Auswirkungen auf die Welt. Meine Forschung, meine Entdeckung oder auch meine Rätsellösung zeigt mir, dass ich in der Lage bin, etwas zu bewirken. Dass ich der Welt ein Puzzleteil mehr geben kann, um so das große Ganze zu bereichern.

Ob das nun spielerisch geschieht oder so viel ernster in der wissenschaftlichen Forschung, ist natürlich ein Unterschied. Und doch erlebe ich bei beidem dasselbe: Mein Tun hat Konsequenzen, mein Handeln zeigt Wirkung. Ich kann etwas verändern.

Wann erleben Sie sich selbstwirksam?

 

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