
Lebkuchen, Schoko-Osterhasen und Fastnachtsschminke
Kostüme, Luftschlangen, Schminke – in den Geschäften liegt alles bereit für Fastnacht. Es dauert zwar noch über anderthalb Wochen, bis es richtig losgeht, aber für die Vorbereitungen fehlt es an nichts. Und das nicht erst seit kurzem. Kaum war Weihnachten vorbei, waren Weihnachtsdekoration, Plätzchen und Kerzen aus den Regalen verschwunden und es lagen Luftschlangen, Glitzerhaarsprays und bunte Schminke bereit.
Oft stimmt der zeitliche Bezug nicht mehr
Als ich das gesehen habe, war ich kurz irritiert. Schließlich war ich gerade dabei, für Silvester einzukaufen. Wunderkerzen wollte ich haben, keine Fastnachtsartikel. Es war wie im September, wenn schon die Lebkuchen im Regal liegen. Wirklich überrascht hat es mich nicht. Die meisten haben sich daran gewöhnt, dass vieles unserem Empfinden nach viel zu früh in den Geschäften bereitsteht: Lebkuchen, Schoko-Osterhasen und neu für mich: die Fastnachtsschminke.
Viele Menschen sind genervt davon. Und ich frage mich, warum das so ist. Ich vermute: Es geht ihnen zu schnell. Die Dinge brauchen doch bitte ihre Ordnung. Eins soll nach dem anderen kommen. Und die Schoko-Osterhasen sollen nicht schon vor Beginn der Fastenzeit im Regal stehen. Bis Ostern habe ich die Hasen dann schon lange satt. Und das ist schade! Denn zum eigentlichen Anlass kann ich sie dann gar nicht mehr genießen.
Der Mensch braucht Struktur und mag den eigenen Rhythmus
Menschen leben in Rhythmen, die sich immer wiederholen. Das kann die Abfolge der Jahreszeiten sein oder eben auch der christlich geprägte Festkalender. Damit bekommt das Jahr einen Rahmen, eine Struktur. Ich weiß, wann was kommt, was mich erwartet. Was vorzeitig kommt und überraschend im Supermarktregal steht, irritiert. Es ist ja noch nicht Zeit dafür. Und schon kommt mein Rhythmus durcheinander, schon ist meine Struktur nicht mehr strukturiert. Die Dinge sind nicht mehr dort, wo sie hingehören.
Es geht also um viel mehr als nur um die Frage, was wann in welchen Geschäften verkauft wird. Und gleichzeitig glaube ich, dass mich das gar nicht nerven muss. Vielleicht können Luftschlangen, Lebkuchen und Schoko-Osterhasen einfach Anlass sein, mir bewusst zu machen, was für mich grade dran ist. Und bei der ersten Begegnung mit ihnen zu überlegen, was denn der Rhythmus ist, mit dem ich mich wohlfühle. Welche zeitlichen Strukturen mir wichtig sind.
Dann braucht es mich gar nicht mehr zu stören, was wann in den Geschäften verkauft wird. Denn dann geht es gar nicht mehr um die Schokolade, sondern um meine innere Stimme, die mir sagt, was mir gerade jetzt guttut.