
Lasten tragen
Ich habe einen Mann besucht. Er hat sein Leben lang „geschafft“, sagt er. Jedenfalls früher. Jetzt ist er schon lange im Ruhestand.
Mich braucht keiner
Er erzählt: Früher ist er immer sehr früh aufgestanden. Er war immer einer der ersten auf der Arbeit. Dann kam der Ruhestand. Da wusste er nicht mehr, was er machen soll. Es brauchte ihn keiner mehr.
Ich möchte niemanden zur Last fallen
Also hat er sich neue Aufgaben gesucht. Hat seinen Kindern im Garten geholfen. Aber dann tat erst sein Rücken weh, dann das Knie. Jetzt kann er das nicht mehr. Er braucht Hilfe. Das fällt ihm schwer. Er gesteht: „Ich möchte niemanden zur Last fallen.“
„Meine Kinder helfen mir gerne“ – Doch was, wenn man lieber unabhängig wäre?
Ich nicke und denke: Wer will das schon? Auch ich falle ungern jemandem zur Last und bekomme am liebsten alles selbst hin. Der Mann erzählt: „Meine Kinder sind für mich da. Die helfen mir auch gerne. Aber lieber würde ich weiter schaffen, so wie früher.“
Zusammen ist das Leben leichter
Ich kann das verstehen. Und gleichzeitig denke ich mir: So viele, die ich kenne, helfen gerne. Aber so wenige fragen gerne selbst um Hilfe. Schade. In der Bibel steht: Helft einander die Lasten zu tragen. So erfüllt ihr Gottes Gesetz (vgl. Gal 6,2). Ich höre daraus: So gelingt das Leben. Wenn ihr euch helft. Aber auch, wenn ihr euch helfen lasst. Dann kann es gut werden.
Helft einander die Lasten zu tragen. So gelingt das Leben
Bei dem Mann, den ich besucht habe, ist es oft auch gut. Wenn seine Kinder vorbeikommen, bleiben sie noch auf einen Kaffee. Meist kommen sie ins Reden, über früher, als es anders herum war, als die Kinder seine Hilfe brauchten. Und wie gut das getan hat.
Einander tragen, damit das Leben gelingt
Helft einander die Lasten zu tragen. So gelingt das Leben. Das gilt auch für unsere Gesellschaft. Auch hier erlebe ich viele Menschen, die gerne mittragen wollen: Mir fällt eine Bekannte ein, die für ihre Nachbarn einkauft. Schülerinnen und Schüler werden Streitschlichter. Sie helfen Konflikte zu lösen und gewaltfrei zu kommunizieren. Eine Frau aus der Gemeinde besucht jede Woche ihre Schulfreundin. Damit die nicht alleine ist. Sie tragen einander. Damit das Leben gelingt.