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Glück haben und glücklich sein
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Glück haben und glücklich sein

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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„Einmal Lotto bitte“ sagt die Lautsprecherstimme im Supermarkt und ruft den jungen Verkäufer zum Schalter neben der Kasse. Er verkauft einem älteren Herrn einen Lottoschein. Kurz darauf sehe ich ihn, wie er das Papier in die Hosentasche steckt und durch den Regen zu seinem Auto läuft. Ob er dieses Mal Glück haben wird?

Die Lottogesellschaft macht kein Hehl daraus: Um den Jackpot zu gewinnen, also 6 Richtige plus Superzahl, stehen die Chancen etwa 1 zu 140 Millionen. Das ist nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich.

Der Unterschied zwischen ‚Glück haben‘ und ‚glücklich sein‘

Mein Kollege Thomas hat seine Doktorarbeit über Glück geschrieben. Er ist nicht Statistiker, sondern Theologe. Er erklärt mir: „Es gibt einen Unterschied zwischen ‚Glück haben‘ und ‚glücklich sein‘. Man kann das Augenblicksglück, das einem ganz plötzlich und unverfügbar begegnet, vom Streben nach Glück unterschieden.“ Er meint also: Der Lottospieler im Supermarkt will etwas vom Augenblicksglück abhaben, das einem zufallen kann oder auch nicht.

Und das Streben nach Glück? Einige Philosophen sagen seit der Antike: Wenn Menschen es richtig anfangen, führt ihr Streben nach Glück im Idealfall zum Glück, mindestens zum inneren Glück.

Dem Glücklichsein die Tür öffnen

Christinnen und Christen verstehen unter Glück nie nur das, was Menschen durch ihre eigene Anstrengung erreichen können. Deshalb denke ich weniger an das Streben, sondern an das Erleben. Ich glaube: Wo Menschen Glück erleben, in der Liebe, bei der Geburt eines Kindes, wenn sie die Schöpfung genießen, leuchtet oft das Unverfügbare auf, das über unser Verstehen und Verfügen hinausgeht. Die Religionen nennen es Gott. Die jüdisch-christliche Tradition betont, dass Menschen Glück nicht aus sich heraus erreichen können. Sie kennt aber Haltungen, die dem Glücklichsein die Tür öffnen: dankbar sein, vergeben und hoffen.

Mit Dankbarkeit hoffnungsvoll in die Zukunft schauen

Wer auf sein Leben schaut und für das Gute darin dankbar wird, lädt das Glück zu sich ein. Zu vergeben, ist auch ein Weg zum Glück: wenn ich lerne, denen zu vergeben, die mir mein Leben schwer gemacht haben, entgifte ich die Bitterkeit, die meiner Zufriedenheit vielleicht im Weg steht. Dankbar und zufrieden kann ich - trotz allem - hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Ich hoffe, so glückt mir das Leben – auch ohne Lottogewinn.

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