Was Gott so sieht
Kürzlich stellte ich einer jungen Frau die Frage, was Gott sehen würde, wenn er sie jetzt genau in diesem Moment anschauen würde. Die Antwort hat mich ehrlich gesagt, überrascht und gefreut. Die junge Frau hat auf meine Frage kurz überlegt und dann geantwortet: „Ich glaube, Gott sieht, dass ich zumindest versuche, ihm näher zu kommen. Ich denke aber auch, dass er es manchmal schade findet, wenn ich dann doch ab und zu vom Weg abkomme. Trotzdem hat er wahrscheinlich eine ganz gute Meinung von mir.“
Mich freut dabei, dass diese junge Frau den Lieben Gott nicht so sieht wie den Weihnachtsmann. Der hat ja, wie aus vielen Erzählungen bekannt ist, ein großes Buch mit den guten und den bösen Taten der Kinder. Wenn dann die Summe der guten Taten die Summe der bösen Taten überwiegt, gibt es Geschenke.
Gott macht keine Strichliste
Aber Gott ist nicht so. Er führt nicht Buch, um uns vorzurechnen, wie gut oder schlecht wir sind. Er begegnet uns zunächst mit Liebe. Die Liebe Gottes ist sogar bedingungslos. Sie erwartet erst mal gar nichts. Die Liebe Gottes will erst mal nur eines: lieben. Weil genau dann, wenn ich erst mal verstehe, dass Gott mich erst mal einfach nur lieben will, ändert sich etwas für mich. Dann verstehe ich, dass der Blick Gottes nicht der eines Buchmachers ist, der meine guten oder schlechten Taten einfach nur notiert und addiert. Sondern weil die Liebe Gottes erst mal bedingungslos ist, kann ich sie als Motivation verstehen, mich zu ändern oder selbst mehr Liebe in die Welt zu bringen. Ich habe nämlich einen Rückzugsort: die Liebe Gottes. Sie gibt mir Kraft und Ansporn, selbst Liebe oder Nächstenliebe zu leben.
Ich bin froh, wenn ich merke, dass das jemand verstanden hat. Ich bin froh, wenn ich das selbst immer wieder spüre. Ich bin dann froh, wenn es mir gelingt zu bemerken, was das Bild Gottes von mir ist. Ein Bild voller Liebe.
