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Ein Licht am Ende des Horizonts
Bild: Enrique/Pixabay

Ein Licht am Ende des Horizonts

André Lemmer
Ein Beitrag von André Lemmer, Katholischer Pfarrer in der Pfarrei Sankt Elisabeth in Kassel
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Kennen Sie das? Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit kann es schon mal passieren. Man sehnt sich schon nach dem Freitag. Irgendwie muss man die Woche hinter sich bringen. Mir geht es auch manchmal so. Gerade dann, wenn wieder viele Sitzungen in der Woche auf mich warten, wünsche ich mir, dass das alles schon hinter mir liegt.

Mir erscheint das Wochenende dann wie ein ferner Silberstreif am Horizont. Der ferne Silberstreif bedeutet aber, dass davor noch so einiges an „dunklen Tälern“ liegt. Wenn ich diese Gedanken habe, verfinstern sich meine Gesichtszüge in der Straßenbahn, die mich zum Büro bringt. Wenn dann auch die Tage bis zum Wochenende einfach nicht vorübergehen wollen, bin ich doppelt missmutig.

Der Weg ist das Ziel

Heute feiern wir in der katholischen Kirche das Fest „Erscheinung des Herrn“. Im Volksmund wird dieses Fest auch Dreikönigsfest genannt. Es geht darum, dass die drei Weisen aus dem Morgenland dem Stern gefolgt sind und Jesus in der Krippe anbeten. Die drei Weisen aus dem Morgenland sind auch irgendwie einem Silberschweif am Horizont gefolgt. Im Gegensatz zu mir, der auf das Wochenende hofft, haben sie aber nicht nur auf das Ziel, das Ende ihrer Reise geschaut. Alles, was vor ihnen lag, bis sie dieses Ziel erreicht haben, gehörte dazu. Ich glaube, auch ihnen war nicht alles angenehm auf dieser Reise. Die beschwerliche Fortbewegung auf dem Rücken eines Kamels, die Befragung durch Herodes, dem König, der versuchte Jesus schon als Kind zu töten. Aber die drei Weisen wussten, dass eben all das dazu gehörte, um tatsächlich ihr Ziel auch zu erreichen.

Vielleicht ist es manchmal gut und weitsichtig, es wie die drei Weisen zu halten: ein fester Blick auf das Ziel, eine gehörige Portion Vorfreude auf das, was da auf uns wartet, aber eben auch die Einsicht, dass der ganze Weg dazu gehört und ich nichts auslassen sollte. Denn nur dann, wenn ich alles meistere, kann ich mich sehr auf das freuen, was am Horizont wartet. Sei es auch nur der Silberstreif am Horizont dieser Arbeitswoche.

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