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Hirten, Schafe, Jedi-Ritter
Pixabay/S. Hermann & F. Richter

Hirten, Schafe, Jedi-Ritter

Stephan Krebs
Ein Beitrag von Stephan Krebs, Evangelischer Pfarrer, Langen
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Meistens habe ich mein Leben ganz gut im Griff. Aber nicht immer. Gibt es dann eine Macht, die mir zusätzliche Kraft verleiht? Diese Frage beschäftigt mich heute, denn heute ist Star-Wars-Tag. Die Fans der Science-Fiction Filme treffen sich auf Partys. Verkleidet wie ihre Filmhelden, feiern sie deren Lebensgefühl. Sogar auf der Internationalen Raumstation ISS haben die Astronauten schon mitgemacht und Star-Wars-Filme geguckt. Die Filme erzählen schließlich vom Weltall – und vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Auf der Seite des Guten stehen die Jedi-Ritter.

„May the force be with you.“ Auf deutsch: „Möge die Macht mit dir sein.“

Warum ist der Star-Wars-Tag ausgerechnet heute? Wegen eines Wortspiels. Der 4. Mai heißt auf Englisch: May, the fourth. Und das klingt ganz ähnlich wie der Jedi- Segen. Wenn sie in den Kampf ziehen, dann sagen sie: „May the force be with you.“ Auf deutsch: „Möge die Macht mit dir sein.“ Woher diese Macht kommt, bleibt in den Filmen ein Geheimnis. Klar ist nur: Man kann sie nur spüren und nutzen, wenn man sein Leben als Dienst an anderen begreift. Darüber hinaus muss man noch einiges tun: trainieren, meditieren, seine Ängste überwinden und einem festen Ehrenkodex folgen. Dann verleiht die Macht den Jedi-Rittern besondere Kräfte. Fast wie eine Religion.

Woher die Macht kommt, bleibt ein Geheimnis

Der Jedi-Spruch „Möge die Macht mit dir sein!“ bringt mich ins Grübeln. Helden im Kino sind meist selbst stark. Gefährliche Situationen meistern sie aus eigener Kraft. Auch die Jedi-Ritter sind kluge und starke Kämpfer. Ihre Laserschwerter sind machtvolle Waffen. Trotzdem wissen sie: Ihr Auftrag ist zu groß. Den bewältigen sie nicht nur aus eigener Kraft. Dafür brauchen sie Hilfe: eine Kraft, die sie nicht alleine in sich selbst finden.

Auf Gottes Macht kann ich auch dann noch hoffen, wenn der Film längst zu Ende ist.

Eine solche Kraft gibt es auch im Christentum. Doch mit wichtigen Unterschieden. Im Christentum hat die Macht einen Namen: Gottes Heiliger Geist. Und ein Gesicht in Jesus Christus. Außerdem kümmert sich Gott nicht nur um ausgewählte Helden, sondern um alle. Der wohl wichtigste Unterschied ist jedoch: Auf Gottes Macht kann ich auch dann noch hoffen, wenn der Film längst zu Ende ist. Das tut mir gut. Mein Alltag ist zwar weniger spektakulär als bei den Jedi-Rittern. Doch auch ich habe Herausforderungen zu meistern. Nicht immer fühle ich mich dafür gut gerüstet. Wie weit komme ich dabei mit meiner eigenen Kraft? Hoffe ich auch auf Kräfte, die mir von außen zuwachsen? Auf eine Macht, die mich beschützt und vielleicht sogar führt?

Musik: Star Wars – Eine neue Hoffnung – Main Theme

„Möge die Macht mit dir sein!“ Dieser Wunsch richtet sich in den Star-Wars-Filmen an starke Kämpferinnen und Kämpfer, die über sich hinauswachsen wollen.  Das kann ich als Zuschauer im Film gespannt mitverfolgen. Und vielleicht davon träumen auch selbst so ein Held zu sein.

Der Wunsch nach Hilfe von Außen als etwas ur-menschliches

Im wahren Leben fühlt sich das jedoch eher anders an. Da sind die Risiken und die Herausforderungen echt. Und sie sind von Dauer. Deshalb wünschen sich viele dafür nicht nur Kraft, sondern noch etwas anderes: Jemand soll sie schützen. Vermutlich ist das etwas ur-menschliches. Für diesen Wunsch nach Geborgenheit findet man in der Bibel ein starkes Bild: „Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ So beginnt Psalm 23, einer der bekanntesten Verse in der Bibel.

Die Sehnsucht nach dem guten Hirten

Der gute Hirte – in diesem Bild finden viele die ersehnte Geborgenheit. Es bedeutet ihnen deshalb ganz viel. Dass so viele dieses idyllische Bild mögen, hat mich schon immer gewundert. Denn: Wenn Gott wie ein Hirte ist, sind die Menschen ja wie Schafe. Wer will das sein? Schafe gelten zwar als sanft und friedlich, aber auch als etwas blöd. Sie laufen immer nur der Herde hinterher. Sie sind ein Gegenbild zur heutigen Idee vom mündigen Menschen. Der nimmt sein Leben in die eigene Hand und gestaltet es frei. Außerdem: Viele Menschen kennen Schafe und Hirten kaum noch. Sie kommen im Alltag nicht mehr vor. Zumindest in Deutschland. Trotzdem ist das Bild vom guten Hirten auch heute noch stark. Denn es gibt eine Antwort auf die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Schutz und Sicherheit. Vor allem in unsicheren Zeiten.

Suche nach Schutz und Orientierung

Mir scheint: Aktuell wird diese Sehnsucht sogar größer. Denn die Zeiten sind unruhig, voller Sorgen. Man kann sich wieder vorstellen, dass Schlimmes passieren könnte – mit dem Klima, mit den knappen Ressourcen, mit dem Wohlstand und den Kriegen. Und es fühlt sich so an, als könnte man wenig dagegen tun. Scheinbar machtlos schaut man zu, wie sich vieles in die falsche Richtung entwickelt. Kein Wunder, dass man sich da kaum fühlt wie ein starker Jedi-Ritter, sondern eher verletzlich - auf der Suche nach Schutz und Orientierung.

Er ist bereit sein Leben zu geben, damit es die Seinen guthaben

Kein Wunder auch, dass sich viele wünschen, dass für sie jemand alles im Griff hat. Der für sie sorgt und sie verteidigt, sie schützt und stärkt - und für sie einsteht, wenn es darauf ankommt. In der Bibel ist das der gute Hirte. Jesus sagt. „Ich bin so ein guter Hirte:“ (Johannes 10,1-15). Er ist bereit sein Leben zu geben, damit es die Seinen guthaben. So ist es dann ja auch gekommen. Jesus stirbt am Kreuz und geht voraus in das himmlische Leben – damit der Himmel allen Menschen offensteht. 

Da ist er, der große Kümmerer, der gute Hirte, der alles gibt. Alles gut also? Nicht ganz. Denn ganz so einfach macht es Jesus den Menschen nicht. Am Ende seines Lebens schickt er seine Jüngerinnen und Jünger los. Ähnliches tun die Jedi-Meister, wenn sie ihren Schülern am Ende der Ausbildung die Macht zusprechen.

Musik: Star Wars – Eine neue Hoffnung – Main Theme

Der gute Hirte – dieses Bild antwortet auf eine tiefe menschliche Ahnung: Ich bin immer verletzlich - trotz aller eigenen Vorsicht. Ich bin angewiesen auf etwas, das ich selbst nicht schaffen kann. Dazu gehören meine Lebensgrundlagen: die Natur. Dazu gehören auch Glück, Schutz und das Geschenk der Liebe. Das alles gibt Gott, so glaube ich und so glauben es viele. „Gott“ – so nennen sie und ich diese Macht. Sie liegt allem zu Grunde - allem, was lebt und ist. Sie ist die Quelle der Liebe, die alles trägt und sich um alle kümmert. All dies umschreibt das Bild vom guten Hirten.

Christsein heißt nicht brav sein

Das Bild wurde allerdings oft missverstanden: Es geht nicht darum, dass Menschen sich wie Schafe verhalten sollen - immer brav und unauffällig. Wer sagt: Christen hätten sich klein zu machen, missversteht die Botschaft von Jesus. Das Bild vom Hirten und den Schafen beschreibt vor allem die Beziehung zu Gott. Zur christlichen Botschaft gehört jedoch noch viel mehr. Jesus gibt den Hirtenstab an seine Jüngerinnen und Jünger weiter. Und an alle, die ihm folgen und die an ihn glauben. Die sollen selbst gehen und sich kümmern - um ihre Mitmenschen und möglichst um die ganze Erde. (Matthäus 10)

Es geht um die Beziehung zu Gott

Ich erlebe das so: Gott traut mir viel zu und mutet mir viel zu. Doch dabei bin ich nie alleine auf mich gestellt. Sondern immer verbunden und gestärkt in Gott. Die Bibel sagt: „In Gottes Hand steht es jedermann groß und stark zu machen.“ (1.Chronik 29,12) Meine Aufgabe ist es, diese Stärke von Gott zu erbitten, sie wahrzunehmen und zu nutzen. An dieser Stelle berühren sich die Haltung eines Christen und eines Jedi-Ritters. Beide tragen in sich die Kraft, Verantwortung zu übernehmen - einzustehen für andere. Und gleichzeitig spüren sie: „Wir brauchen auch selbst Halt und Schutz.“ Für mich als Christ entsteht Selbstvertrauen aus Gottvertrauen. Im Alltag wirkt beides zusammen.

Das hat sich George Lucas, der Produzent der Star Wars-Filme, schon gut abgeguckt im Christentum. Für seine Jedi-Ritter gilt: Die Macht ist mit denen, die sie erbitten und ganz auf sie vertrauen. In diesem Sinne sage ich als Christ: Möge die Kraft Gottes mit Euch sein!

Musik 3

 

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