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Noah und seine Arche
Bild: gordon Johnson/Pixabay

Noah und seine Arche

Ayleen Nüchter
Ein Beitrag von Ayleen Nüchter, Katholische Gemeindereferentin im Pastoralverbund St. Benedikt Hünfelder Land
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Wenn ich in das Kinderzimmer meiner knapp dreijährigen Tochter schaue, stelle ich fest, hier liegt ziemlich viel rum. Kuscheltiere, Puppen, Puzzle und jede Menge Kinderbücher. Spielen, etwas Ausprobieren, Zusammensetzen oder Erbauen macht ihr großen Spaß. Und was mir ebenfalls auffällt: Das, was mein Kind im Alltag erlebt, will es nachspielen. Ob Kochen, Putzen, der Besuch im Schwimmbad. Alles bekommt ein eigenes Drehbuch. Beliebte Requisiten dafür sind ihre kleinen Holzpüppchen. So handhabt sie es auch mit Geschichten und Erzählungen. Seit einigen Wochen beschäftigt sie eine Geschichte aus der Kinderbibel, die wir sicher schon an die hundert Mal gemeinsam gelesen haben. Es handelt sich um Noah und seine Arche. Weil sie die Geschichte so mag, habe ich passend dazu durch Zufall auf einer Internetplattform eine eindrucksvolle Arche aus Holz gefunden. Mit dabei sind zahlreiche Tiere und natürlich die Hauptfigur Noah. Ich konnte nicht anders, habe geklickt und mich sofort ertappt, wie sehr auch ich mich auf dieses Kinderspielzeug freue. Und noch ein bisschen mehr natürlich auf die staunenden Augen meiner Tochter, wenn sie das Paket dann öffnet.

Ich lasse meine Gedanken fließen

Schließlich klingelte es, der Postbote übergab uns das ziemlich schwere Paket und schon beim Auspacken rief meine Tochter immer wieder: „Meine lieben Tiere, kommt alle auf meine Arche. Ich bin Noah und es kommt gleich ein großes Unwetter. Mein Schiff soll euch Schutz geben.“ Ich war ganz schön stolz, wie gut sie die Szene nachspielen kann. Das ganze Wohnzimmer wurde schnell zum Spielplatz, ich saß in unserem Ohrensessel, beobachtete sie bei ihrem kindlichen Spiel und kam ins Nachdenken. Ist die Geschichte von der Sintflut, die Gott über die Menschen bringt, eigentlich auch für unsere heutige Zeit relevant? Braucht es diese Strafe für uns Menschen? Möchte Gott mal wieder den Reset-Knopf drücken? Wie damals zur Zeit von Noah?

Im Buch Genesis berichtet die Bibel über Noah, der in einer Zeit lebte, in der die Menschen aggressiver, streitlustiger, egoistischer wurden. Ziemlich lange her könnte man jetzt sagen und doch gleichzeitig bemerken: 2025 sind die Menschen nicht besser, sondern ebenfalls streitlustig, aggressiv, egoistisch. Die vielen weltweiten Konflikte belegen diese These – leider. Ich beobachte meine spielende Tochter und meine Gedanken schweifen weiter. Ich bin mir sehr schnell sicher, die Bedeutung der Erzählung von Noah und seiner Arche ist weitaus vielschichtiger. Hier geht es nicht nur um die gute Tat eines Einzelnen.

Gott drückt den Reset-Knopf

Sie spricht uns auch heute noch auf tiefgehende Weise an – in einer Zeit, in der wir mit globalen Herausforderungen konfrontiert sind, die oft ebenso überwältigend erscheinen wie die Sintflut in der biblischen Geschichte.

Musik

Die Sünden der Menschheit waren damals so groß und zahlreich, dass Gott beschloss, die Erde zu zerstören, um neu beginnen zu können. Einzig Noah fand Gnade bei Gott, und der gab ihm den Auftrag, eine Arche zu bauen, ein großes Schiff, das ihn, seine Familie und je ein Paar von allen Tieren vor der kommenden Flut retten sollte. Noah gehorchte und baute die Arche genau nach den Anweisungen Gottes. Und als der Regen schließlich kam und die Erde überflutete, rettete die Arche Noah und alle Lebewesen, die darin waren. Nach der Flut gab Gott Noah das Zeichen des Regenbogens als Zeichen seines Bundes mit der Erde – ein Versprechen, dass er die Welt nie wieder auf diese Weise zerstören würde.

Und ich frage mich nun: Was hat diese alte Geschichte mit mir heute zu tun? Zwei bedeutungsvolle Begriffe kommen mir sofort in den Sinn: Hoffnung und Vertrauen. Zunächst einmal zeigt uns die Geschichte von Noah, dass die Menschheit nie ganz ohne Hoffnung sein muss – selbst in den dunkelsten Zeiten gibt es eine Möglichkeit zur Rettung. Und: In Noah sehe ich einen Mann, der trotz der Verwerflichkeit seiner Zeit dem Ruf Gottes folgt und ihm vertraut, auch wenn der Plan, den Gott ihm aufträgt, lächerlich erscheint. Bestimmt haben seine Zeitgenossen spöttisch oder mit Kopfschütteln auf sein Bauvorhaben reagiert. Noah aber blieb dabei und ich ziehe wieder den Vergleich zu heute: Auch im Jahr 2025 sind wir mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Kriege und Konflikte, gesellschaftliche Ungerechtigkeiten oder der Klimawandel sind nur einige der globalen Themen, die uns tagtäglich beschäftigen, uns aufwühlen und auch verängstigen und entmutigen.

Hoffnung und Vertrauen bestimmen Noahs Handeln

Doch auch in diesen dunklen und trostlosen Zeiten, so lehrt uns die Geschichte von Noah, gibt es Hoffnung. Die Arche Noah kann für uns auch heute zum Symbol für die Möglichkeit der Erneuerung werden – die Chance, aus der Katastrophe heraus neu und besser zu werden. Und dazu brauchen wir eigentlich nur mehr Vertrauen.

Musik

Und noch ein Gedanke schließt sich daran an: Das Besondere in dieser Geschichte ist nicht die blinde Zerstörungswut Gottes, sein Brass auf die Menschen, sondern sein Angebot sie, zu retten.

Er lässt niemanden im Stich, weder die Menschen noch die Tiere, und schon gar nicht seine Schöpfung. In unserer Welt, die von Unsicherheit geprägt ist, bleibt die Botschaft der Arche, dass es immer einen Weg zur Rettung gibt – durch den Glauben und durch das Vertrauen auf Gott. Und das beeindruckt mich am meisten: Noah folgt ohne zu zögern dem Auftrag Gottes. Er hört auf sein Wort und folgt seinen Anweisungen. Er baut die Arche, obwohl er wie eben schon vermutet, wahrscheinlich ausgelacht wurde und es ihm selbst bestimmt auch unverständlich erschien, warum er dieses Schiff bauen sollte.

Mir geht es selbst manchmal so, dass ich für meinen festen Glauben an Gott komisch beäugt oder sogar auch belächelt werde. Glaube erfordert Vertrauen und Bereitschaft, sich dem Willen Gottes hinzugeben – keine Sorge: das muss nicht heißen, dass Sie oder ich morgen mit dem Bau einer Arche beginnen sollen. Aber vielleicht kann man in kleinen Momenten des Alltags - insbesondere jetzt in der Fastenzeit - immer wieder darauf Acht geben, Gottes Ruf zu folgen und nach seinen Geboten zu leben. Ob in tätiger Nächstenliebe, dem regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes oder auch dem Verzicht auf Süßigkeiten am Abend.

Noah baue die Arche nicht nur für sich und seine Familie, sondern auch für die Tiere und die gesamte Schöpfung. So erinnert mich die Bibelgeschichte auch daran, dass ich nicht nur für mich selbst Verantwortung trage, sondern auch für die Welt um mich herum – die Tiere, die Natur und alle Geschöpfe, die Gott hervorgebracht hat.

Auch ich kann Zuflucht und Schutz schenken

Die Arche ist für mich außerdem ein Symbol der Zuflucht und des Schutzes. Wie oft habe ich in meinem bisherigen Leben stürmische Zeiten erlebt? Momente, in denen ich unsicher war, weil mir das Wasser im übertragenen Sinne bis zu Kopf gestiegen ist. Doch so sehr so eine Flut meine Alltagswelt auch schon zerstört hat, ich weiß: Nach dem Unwetter kommt Sonnenschein und das hohe Wasser versickert, das Schöne wird so wieder sichtbar. Gerade dann tut es gut, wenn ich mir bewusst mache, dass die Arche sicher gebaut ist, dass Gott mich und meine Familie, ja alle Geschöpfe der Welt mit seinem Segen schützt. Die Bibel verspricht Ihnen und mir, dass Gott einen Plan hat, um uns zu einem neuen und besseren Anfang zu führen – auch wenn es zunächst so scheint, als würden wir untergehen. Mit Blick auf mein Kind, was immer noch ganz vertieft die Tiere von der Arche rauf und runterklettern lässt, beginne ich zu lächeln. Die Geschichte von Noah und seiner Arche ist weit mehr als eine alte Erzählung. Sie erinnert mich eindrucksvoll daran, dass ich als Christin Verantwortung trage – für mich selbst, für die Schöpfung und für meine Mitmenschen. Sie fordert jeden von uns auf, dem Ruf Gottes zu folgen. Selbst wenn der Weg schwierig erscheint, vertrauen wir darauf, dass Gott auch in den stürmischsten Zeiten einen Plan für Sie und für mich hat.

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