
Weihnachten - Fest der Gegensätze
Alle Jahre wieder: harter Tobak am zweiten Weihnachtsfeiertag. In der katholischen Kirche wird heute der heilige Stephanus gefeiert. Als erster Märtyrer, der für seinen Glauben sein Leben gelassen hat. Er war Seelsorger in der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem, ist aber von strenggläubigen Schriftgelehrten zum Tod verurteilt und gesteinigt worden. (vgl. Apostelgeschichte 6-7)
Schon als Kind habe ich diese Geschichte als harten Bruch empfunden - zum Kind in der Krippe, Hirten, Engeln, Licht und Frieden.
Je mehr ich aber über diesen Heiligen lese, desto aktueller finde ich seine Geschichte. Stephanus hat glänzend geredet und gepredigt, die Botschaft Jesu von der Liebe Gottes weitergegeben - begeistert und begeisternd. Dabei hat er sich wohl nicht immer punktgenau an die Formen der damaligen Frommen gehalten. Und das ist ihm zum Verhängnis geworden.
Ich setze mich für alle Glaubensrichtungen ein
Ich kenne viele Menschen in unseren christlichen Gemeinden, die verzweifeln: Oft scheinen der Buchstabe des Gesetzes, ordnungsgemäße Liturgien mehr wert als moderne Arten, den Glauben auszudrücken und zu feiern. Solche Menschen werden natürlich nicht umgebracht. Sie fühlen sich aber oft mundtot gemacht und ziehen sich enttäuscht zurück.
Ebenso denke ich an Menschen verschiedener Religionen auf der ganzen Welt. So viele werden für ihren Glauben auch heute eingeschüchtert, verfolgt oder hingerichtet: Christinnen in Syrien, Jesiden im Irak oder muslimische Rohingya in Myanmar. Jüdische Menschen sind sich ihres Lebens nicht mehr sicher, sogar wieder in unserem eigenen Land.
Die Geschichte des heiligen Stephan am heutigen Weihnachtstag rüttelt mich deshalb auf.
Noch mehr als bisher will ich mich dafür einsetzen: Niemand auf dieser Welt soll wegen des eigenen Glaubens beeinträchtigt, verfolgt oder gar hingerichtet werden. Und wenn in meiner Anwesenheit Menschen beleidigt oder angefeindet werden wegen ihrer Religion, mache ich den Mund auf. Nicht nur am zweiten Weihnachtsfeiertag.