Dialog gestalten
Frieden? Dafür sind eigentlich fast alle. Auch bei uns. Zum Beispiel für Frieden in der Ukraine. Bloß wie der Weg zum Frieden aussieht – darüber gibt es Streit.
„Frieden schaffen ohne Waffen“ oder Waffenlieferungen?
Die einen meinen, man müsse gegenüber Russland nachgeben. Und so Menschenleben retten. „Frieden schaffen ohne Waffen“, sagen sie. Hat Jesus nicht gesagt: „Selig sind die Friedfertigen“ und „halte auch die linke Wange hin“, wenn dich einer schlägt?
Die anderen meinen: Die Ukraine braucht Waffen, um sich zu verteidigen. Russland wird weitere Länder angreifen, wenn man da einmal nachgibt. Jesus fordert zwar dazu auf, friedfertig zu handeln, aber wenn ein Staat überhaupt nicht bereit zum Frieden ist, soll man tatenlos zusehen? Wie ist es dann mit der Nächstenliebe?
Friedensbewegte, die sich gegenseitig beschimpfen.
DiFriedensbewegte, die sich gegenseitig wüst beschimpfenFriedensbewegte, die sich gegenseitig wüst beschimpfene Meinungen gehen auseinander. Bei uns in Marburg sogar so weit, dass ein heftiger Streit entbrannte. Mit Konkurrenz bei Kundgebungen. Mit Leserbriefen und Auseinandersetzungen. Lauter Friedensbewegte, die sich gegenseitig wüst beschimpfen. Ein echt merkwürdiges Bild.
Miteinander ins Gespräch kommen
Deshalb haben sich einige zusammengesetzt und diskutiert: Wie können wir untereinander Frieden halten? Und gut, dass es jetzt einen anderen Ansatz gibt: „Dialog gestalten“ heißt der. Wir treffen uns mit beiden Gruppierungen in der großen Lutherischen Pfarrkirche. Und hören erst einmal einem Vertreter jeder Gruppe zu. Und stellen dann Fragen. Kommen ins Gespräch. Bier und geschmierte Brote gibt es auch. Etwas Geselligkeit im Anschluss.
Einigkeit im Blick auf die Ukraine und Russland werden wir wohl nicht herstellen. Aber vielleicht ein bisschen mehr Frieden vor der eigenen Haustür. Miteinander reden, sich zusammensetzen. Andere Meinungen aushalten. Das klingt mir schon eher so, wie Jesus es gemacht hätte.