Der Trost des Scheiterns
Ich hatte lange darauf hingearbeitet, diesen einen Job zu bekommen. Damals war es in meinen Augen das, was ich immer schon gewollt hatte. Reisen. Geld. Verantwortung. Und ich wusste, ich wäre gut bei dem, was ich tun würde. Ich habe mich wirklich wochenlang darauf vorbereitet. Ich hatte eine Reihe schlafloser Nächte. Jede Menge Freundinnen haben mich bei der Bewerbung unterstützt. Es ging darum, Probetexte zu schreiben und Videoaufnahmen zu machen. Und schließlich sollte auch das Anschreiben perfekt sein.
Ich war unerwartet erleichtert über die Absage
Nachdem ich meine ganzen Bewerbungsunterlagen eingereicht hatte, kam lange nichts. Und dann das niederschmetternde Ergebnis: eine Absage. Und was dann passiert ist, war merkwürdig: Ich hatte mit Verzweiflung und Tränen gerechnet für diesen Moment. Aber nichts davon ist gekommen: Stattdessen war ich unerwartet erleichtert. Ich hatte alles gegeben, und es hatte nicht gereicht. Und das war in Ordnung.
Scheitern war nicht das Ende
Irgendetwas in mir hat mir in diesem Moment erlaubt zu scheitern, ohne mich selbst dafür zu verurteilen. Ich habe mich an meinen Schreibtisch gesetzt, habe aus dem Fenster gestarrt. Und auf einmal ist dieser Druck, den ich mir selbst auferlegt hatte, langsam von mir abgefallen. Scheitern war überraschenderweise nicht das Ende.
Ich habe mich frei gefühlt
Obwohl es ein endgültiges Nein für diesen Weg war. Ich habe mich frei gefühlt, einer kleinen anderen Stimme zu folgen. Die wollte immer schon in eine andere Richtung. Es war so ein: „okay, dann eben nicht“ in mir. Ich hatte alles versucht.
Die Erkenntnis: es ist nicht schlimm, zu scheitern
Manchmal liegt der größte Trost in der Erkenntnis, dass es nicht schlimm ist, zu scheitern – es ist nur ein Zeichen dafür, dass man es versucht hat. Und eine Erlaubnis, die Richtung zu wechseln. Und so im Nachhinein habe ich sogar schon mal gedacht: Vielleicht hatte Gott seine Finger im Spiel und wollte mich in eine andere Richtung lenken. Aber das ist natürlich nur so ein Gefühl.