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Trostpflaster

Trostpflaster

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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"Heile, heile Mausespeck, in hundert Jahren ist alles weg." Diese Worte flüsterte mir meine Mutter ins Ohr, als ich als Kind vom Fahrrad gefallen war. Mein Knie blutete. Die Tränen flossen.

Trost, der unter die Haut geht

Gott sei Dank war meine Mutter gleich zur Stelle. Liebevoll pustete sie über das aufgeschlagene Knie. Es tat sehr weh. Erst, als sie mich in den Arm nahm, beruhigte ich mich. Sie hat mir keine Vorwürfe gemacht und keine guten Ratschläge gegeben, damit ich das nächste Mal vorsichtiger wäre. Stattdessen flüsterte sie mir liebe Worte zu und klebte ein Pflaster auf mein Knie – ein echtes Trostpflaster! Das war mehr als eine schnelle Wundversorgung. Das war Trost und Liebe. Bald stieg ich wieder mutig aufs Rad –weil ich wusste: Meine Mutter da war, falls ich nochmal stürze.

Fürsorge - auch von Gott

In der Bibel heißt es: „Wie eine Mutter (..) tröstet, so will ich euch trösten.“, sagt Gott. (Jesaja 66,13). So hab‘ ich das als Kind gespürt: eine liebevolle Fürsorge, die meinen Schmerz lindert und mich innerlich beruhigt. Gott kann mich nicht in den Arm nehmen. Aber Gott kann mich auch spüren lassen: Du bist nicht allein. Ich tröste dich.

Trostpflaster stärken

Mein Bedürfnis nach Trost bleibt, egal wie alt ich bin. Heute ist es weniger das aufgeschürfte Knie als seelische Verletzungen, eine Kränkung oder schlimmer Ärger. Trostpflaster für die Seele sind für mich liebevolle Gesten, verständnisvolles Zuhören. Jemand, der mir Mut macht, wieder nach vorn zu blicken. Ich glaube: Auch durch diese Menschen hilft mir Gott. Mein Gottvertrauen und andere Menschen geben mir die Kraft, auch nach einem Sturz wieder mutig aufs Rad des Lebens zu steigen und in die Pedale zu treten.

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