In der Stille liegt eine Kraft
Ich stehe in einer Gruppe. Alle reden durcheinander. Und ich mittendrin: schweigend. Immer wieder versuche ich mich einzubringen. Ich suche nach den richtigen Worten, um auf alles einzugehen. Doch bis ich soweit bin, ist das Gespräch schon längst beim übernächsten Thema. Also schweige ich. So ergeht es mir oft – schon mein ganzes Leben.
Auch mit Schweigen leistet man einen Beitrag zu einem Gespräch
Lange habe ich damit gehadert – ja, sogar regelrecht damit gekämpft. Und die beneidet, denen die Worte ganz wie von selbst über die Lippen gehen. Erst mit der Zeit habe ich erkannt: Mit meinem Schweigen leiste auch ich einen Beitrag zum Gespräch. Denn: ich höre zu. Das eröffnet einen Raum für andere, damit die erzählen können. Beide sind wichtig: die, die etwas zu sagen haben und die, die ihnen Gehör schenken.
"Wer Ohren hat zu hören, der höre."
Trotzdem hat es gedauert, mein Schweigen zu akzeptieren. Ein Satz aus der Bibel hat mir geholfen. Er lautet: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ (Matthäus 11,15) Dieser Satz bedeutet für mich: Zuhören ist eine wichtige Aufgabe. Auch eher stille Typen sind wertvoll. Sie haben ein offenes Ohr für andere. Und es ist gut, wenn sie das nutzen und zuhören. Bis heute hängt dieser biblische Satz über meinem Schreibtisch und erinnert mich daran: Es ist völlig in Ordnung, still zu sein. Denn in der Stille liegt eine Kraft: Sie gibt anderen Menschen Raum zum Erzählen. Ich lasse alles auf mich wirken und nehme es auf. Und ich spüre: Es tut anderen gut, wenn da jemand ist - mit offenen Ohren, bereit zum Hören.