Meckern wird großgeschrieben
Ralf beugt sich zu mir vor und seufzt: „Weißt Du, wir haben bei uns an der Arbeit 4000 Chefs, die morgens nur darauf warten uns anzumeckern!“
Dazu muss man wissen: Ralf arbeitet beim Bauhof unserer Stadt. Mit seinen Kollegen kümmert er sich um Rasen, Hecken, Büsche und Wege; dass sie in Ordnung gehalten werden.
Wildfremde Menschen sagen Ralf, wie er seine Arbeit zu machen hat
Dabei erlebt er immer wieder, dass wildfremde Menschen ihm sagen, wie er seine Arbeit machen soll. Oder die ihn einfach nur anmeckern, weil sie meinen es besser zu wissen.
Offenbar haben es die Mitarbeiter vom Bauhof nicht einfach. Weil jeder Steuern zahlt, glaubt wohl auch jeder diesen städtischen Arbeitern Anweisungen zu geben.
Beim öffentlichem Dienst gelten offenbar höfliche Umgangsformen nicht
Das ist ziemlich ungerecht, ja sogar gemein – mit keinem Handwerker würde man so unverschämt umgehen. Aber, weil es öffentlicher Dienst ist, gelten offenbar höfliche Umgangsformen nicht.
Während Ralf mir sein Leid klagt, fällt mir allerdings auch grade siedend heiß ein, wie ich mich neulich erst über die Straßenwacht geärgert habe. Sie hatte auf meinem Arbeitsweg eine Straßensperre eingerichtet. Da war ich es, der über andere herzog, ohne dass das wirklich berechtigt gewesen wäre.
Sich an die eigene Nase fassen, wäre manchmal angebracht
„Warum siehst du den Splitter im Auge eines anderen, aber übersiehst den Balken in Deinem eigenen Auge?“ fragt Jesus (Matthäus 7,3) . So langsam verstehe ich immer besser, was damit gemeint ist.
Überheblichkeit und Besserwisserei ist ein süßes Gift, an dem wir alle krank werden. Hilfreicher wäre sicherlich: Respektvoll miteinander umzugehen. Das täte nicht nur Ralf, sondern uns allen gut!