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Erkannt werden tut gut
Pixabay/Michael Kauer

Erkannt werden tut gut

Klaus Nobiling
Ein Beitrag von Klaus Nobiling, Evangelischer Pfarrer im Kirchspiel Lichtenfels-Goddelsheim
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Ich fahre mit meinem Freund in seinem Auto durch mein Dorf. Hier kennt mich jeder und ich kenne so gut wie jeden. Deshalb grüße ich auch alle. Ich winke hier, ich winke da – aber es ist seltsam: Diesmal grüßt keiner zurück.

"Du sitzt im falschen Auto"

Warum erkennt mich niemand? Da sagt mein Freund lakonisch: Die erkennen dich nicht mehr, du sitzt im falschen Auto! So muss es sein – in diesem Auto mit einem auswärtigen Kennzeichen habe ich sozusagen einen Tarnanzug an.

Links liegen gelassen - kein gutes Gefühl

Keiner erkennt mich, obwohl ich mitten unter Bekannten bin. Es gibt zwar Momente, in denen ich mir wünsche unsichtbar zu sein – aber es so zu erleben, ist nicht schön. Plötzlich werde ich missachtet, links liegen gelassen. Auch wenn ich es mir in diesem Fall erklären kann – es fühlt sich mies an.

Wie gut wäre es, auch als Fremder gesehen und gegrüßt zu werden? Grüßen kostet nichts und ärgert niemanden. Es tut aber unglaublich gut, sorgt beim Grüßenden wie beim Gegrüßten für gute Stimmung. Nachdenklich sitze ich bei meinem Freund im Auto.

Unsichtbar zu sein ist keine gute Erfahrung

Unsichtbar zu sein ist keine gute Erfahrung. Es gibt genug Menschen, die ständig erleben: Ich werde übersehen, missachtet oder jemand schaut weg, wenn er mir begegnet. Dazu müssen sie in keinem fremden Auto sitzen. Da genügt ihr normaler Alltag.

"Du bist ein Gott, der mich sieht!"

Wie wertvoll ist deshalb die Aussage einer Liedzeile in der Bibel: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ (1. Mose 16,13) Gott sieht nicht über mich hinweg, sondern wirft seinen freundlichen Blick auf mich. Selbst in meinen Tarnanzügen erkennt er mich – und das tut wirklich gut.

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