Die Heimat der Seele
Es gibt Sternstunden der Menschheit. Eine davon war heute, vor 85 Jahren, in London. Eine leuchtende Stunde im Augenblick der Trauer. Denn Sigmund Freud ist gestorben, der Vater der Psychoanalyse. Ein Österreicher, der vor den Nazis geflohen ist.
Zwei Menschen in der Fremde
Seine Grabrede hält ein Mann, auch Österreicher, ebenfalls vor den Nazis geflohen: der Schriftsteller Stefan Zweig. Zwei Menschen in der Fremde, ohne ihre Heimat. Der Schriftsteller aber findet Worte, die allen verwundeten Seelen für immer eine neue Heimat geben.
Die wahre Heimat der Seele
Er sagt über den Toten: Sigmund Freud hatte die Strenge des Geistes und die Güte des Herzens. Das ist die wahre Heimat der Seele. Wenn kein Zuhause mehr ist, wenn man das Liebste verlassen muss, ist das furchtbar. Körper und Seele leiden. Es bleibt aber etwas, worin die Seele eine neue Heimat findet: klares Denken und eine Güte des Herzens, die uns nie verbittern lässt. Wo ein frischer Geist und ein gütiges Herz beieinander sind, da lässt es sich gut wohnen.
Was bei allen Abschieden bleiben möge
Das hoffe ich auch für Sie und für mich. Wir müssen ja von vielem Abschied nehmen im Leben. Manchmal auch von etwas sehr Vertrautem wie der eigenen Wohnung oder den liebsten Menschen.
Eine Wohnung aus Geist und Güte
Dann hoffe ich, das uns trotzdem etwas bleibt: die Heimat der Seele. Eine Wohnung aus Geist und Güte. Wo wir klar denken und lieben können. Und wieder erfahren, dass Gott uns dabei hilft, damit wir sicher wohnen.