Zeit haben für die Fragen meines Lebens
Eine richtige Pilgerreise wollte Harold ja nie machen. Es hat sich eher so entwickelt. Davon erzählt der Roman „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“.
Harolds Rentner-Leben ist ruhig und beschaulich. Mit seiner Frau Maureen bewohnt er ein Häuschen im Süden Englands. Bis ihn eines Tages ein Brief erreicht, von einer früheren Kollegin. Sie liegt im Sterben.
1000 Kilometer zu Fuß - ein Weg zu sich selbst
Aber statt seinen Antwortbrief in den nächsten Briefkasten zu werfen, geht er weiter … und weiter … und weiter. Er läuft den weiten Weg zur schottischen Grenze, um die Kollegin im Hospiz zu besuchen. Und diese 1000 km zu Fuß werden für ihn der Weg zu sich selbst.
Er hat Zeit, seinen Gefühlen nachzuspüren. Er entdeckt, wie viel Schmerz er in sich trägt. Er ist nicht unglücklich mit seinem Leben. Aber glücklich auch nicht. Und nun, raus aus dem Alltagstrott, stellen sich die Fragen ganz neu.
Auf seiner Reise erlebt Harold Fry alles, wovon der Glaube spricht
Harold ist eigentlich gar kein religiöser Mensch. Aber auf seiner Reise erlebt er alles, wovon der Glaube spricht. Eine Frau wäscht ihm die Füße. Sie teilen ihr Essen. Eine andere verbindet seine Blasen. Abendmahl, Heilung, Opfer, Liebe, Schuld, Vergebung – alle Themen des Glaubens kommen vor – weil sie Themen des Lebens sind.
Durch all diese Erfahrungen kommt er mit sich ins Reine. Er beginnt, neu zu denken. Sein Leben ist besser am Ende: bewusster, klarer. Maureen und er finden sich neu. Die Pilgerreise war ein Gewinn.
Kleine Auszeiten können auch schon etwas bewirken
Vielleicht sollte ich mir so was auch mal gönnen. Es müssen ja nicht 1000 km zu Fuß sein wie bei Harold. Aber auch kleine Auszeiten können was bewirken.
Vielleicht ein Gottesdienst? Ein langer Spaziergang? Oder ein Urlaub? Jedenfalls Zeit für die Fragen meines Lebens.