
Lohnt sich beten überhaupt?
Neulich war ich zu Besuch bei einer schwer kranken Frau. Sie hatte etwas auf dem Herzen: „Frau Pawlik, ich habe so viel gebetet, aber es hilft nicht. Lohnt sich beten überhaupt?“ Es ist mir nicht leichtgefallen, darauf eine Antwort zu finden. Denn die Frau hat sehr viele Schmerzen und auch schon einige Schicksalsschläge erlebt. Aber ich habe es so versucht. Beten funktioniert sicher nicht im Sinne eines Handels: Ich gebe Gott meine Gebete und er gibt mir dann worum ich bitte. Diese Erfahrung zieht sich durch die Menschengeschichte. Wir beten und bitten, um Frieden, in Anliegen der Welt und in unseren eigenen, wir flehen, wir weinen sogar – aber Gott lässt sich anscheinend dadurch nicht rühren, er greift nicht ein.
Ich muss es Gott überlassen
Ich habe dann später Rat in der Bibel gesucht, bei Jesus. Er hat seine Freunde ja immer ermutigt, zu beten, er hat selber gebetet, er hat der Welt das ‚Vater unser‘ geschenkt. Und darin finde ich auch einen Hinweis. Da heißt es: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.“ Also es geschieht erst mal nicht, wie ich mir das so vorstelle. Und das ist die erste wichtige Erkenntnis. Ich muss es Gott überlassen, was geschieht. Vielleicht übersehe ich nicht das Ganze, nicht alles bis zum Ende.
Eine Beziehung, die mich durch mein Leben trägt
Und noch ein gutes Beispiel gibt mir Jesus auch. Kurz vor seinem Tod betet er: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lukasevangelium 23, 46) Ich muss nicht nur das, was geschieht, Gott überlassen, sondern mich selbst. Wenn ich bete, antworte ich auf Gottes große Liebe. Es ist eine Beziehung, die mich durch mein Leben trägt, bis zum Ende.
Ich hoffe, dass sie erfährt, dass die Liebe Gottes trägt
So habe ich weiter mit der kranken Frau gebetet und hoffe, dass sie es beim Beten erfährt: Ich bin getragen von der Liebe Gottes – in allen Schmerzen und Nöten.