Ausnahmezustand
Hier herrscht Ausnahmezustand. Gestern ist ihr Mann abgeholt worden. Ganz früh. So lange hat sie ihn gepflegt. Jetzt ging es nicht mehr. Plötzlich bekam er keine Luft mehr. Da hat sie schnell den Notarzt angerufen. Zuerst wussten die Nachbarn nicht, was sie tun sollten, und dann haben sie etwas vor die Tür gestellt, als sie weg war.
Trost durch Musik und Erinnerungen
Sie tröstet sich mit Liedern der Sängerin Hanne Haller. Rauf und runter läuft die CD. Das gibt mir Kraft, sagt sie. Wir sitzen am Küchentisch. Sie hat Kaffee gekocht. Langsam bekommt sie etwas Boden unter die Füße. Sie schwärmt vom guten Leben. Sie erinnert sich an Jubel, Trubel, Heiterkeit. Guten Wein haben sie getrunken und immer gut gegessen. Schöne Urlaube gemeinsam erlebt. Und dann die Kinder. Das perfekte Glück. Erfolg im Beruf, Ansehen, Prestige. Immer im Dienst. Aber sie erzählt auch von den Schwierigkeiten. Die verschweigt sie nicht. Und doch: Ich bin froh und dankbar für alles, sagt sie.
„Du weißst nicht, was morgen ist“
Hanne Haller singt immer noch. In den Pausen lauschen wir der Musik, Für einen Moment ist es gut.
Dann sagt sie: So vieles haben wir gemeinsam erlebt. Höhen und Tiefen. Und Du weißt nicht, was morgen ist, sagt sie mehr zu sich als zu mir.
Jetzt hatte sie sich auf ein paar letzte gute Jahre zusammen gefreut. Stattdessen Ausnahmenzustand. Wie es weitergeht, das weiß sie nicht. Jetzt ist sie erst mal hiermit mir. In diesen Moment singt Hanne Haller ein Halleluja.
Halleluja - Gelobt sei Gott
Irgendwann hat sie aufgehört zu singen. Ruhe kehrt ein. Aber das Halleluja klingt noch nach. Mir gegenüber wischt sich die Frau die Tränen von der Wange. Danken ist Trost, sagt sie. Morgen geht sie wieder ins Krankenhaus und sieht nach ihrem Mann. Es geht weiter. Halleluja-Gelobt sei Gott.