I am sailing
Ich stehe hinter dem großen Steuerrad und gebe mein Bestes, um das Schiff auf Kurs zu halten. Neben mir steht Michael, und ich versuche möglichst locker rüberzukommen, aber innerlich bin ich total angespannt. Damals war ich 15 Jahre alt und Kapitän.
Mit Michael, dem Jugendpfarrer auf Segeltour
Michael ist der Jugendpfarrer in der Gemeinde. Mit ihm kann ich reden, er hat immer ein offenes Ohr. Er ist endlich ein Erwachsener, der für uns da ist. Er traut uns zu, dieses riesengroße Schiff in den Hafen zu steuern.
Ich erinnere mich gerne an diese Segeltour, 10 Tage auf einem Plattbodenschiff im Ijsselmeer. 12 Kinder und ein Pfarrer. Ohne viel Gepäck, auf dem Schiff ist kein Platz. Und abends kochen wir zusammen in der viel zu kleinen Schiffsküche. Danach gehen wir hoch an Deck und schauen zu, wie die rote Sonne im Meer versinkt.
Abendlicher Gesang und gegenseitige Hilfe
Jeden Abend singen wir „I am sailing“ und es ist überhaupt nicht peinlich. Und wenn die Sterne über uns aufgegangen sind, gehen wir zurück ins Schiff, legen uns in die Kojen und schlafen ein- fühlen uns einfach geborgen.
Wir helfen uns aus mit Sonnencreme und haben auch kein Problem damit, für die anderen das Klo zu putzen. Als wir wieder zurückkommen, sind wir andere als vorher: Unsere Haare sind heller, die Sommersprossen mehr geworden und wir alle fühlen uns selbstbewusster und stärker.
Wie ich mir Kirche wünsche
Die Kirche, die ich mir wünsche, sie wäreso wie diese Sommerfreizeit auf einem Plattbodenschiff im Ijsselmeer: Wir sind füreinander da.
Erzählen einander von unseren Hoffnungen, von unseren Träumen, von unseren Plänen. Und erst recht von unseren Ängsten und Sorgen.
Wir teilen unser Leben und wir singen. Immer wieder „I am sailing“ und vertrauen darauf, dass Gott hinter uns steht und sagt: Du machst das schon!
